Generation Online surft stationär statt mobil

Die Generation der Digital Natives ist nicht nur pausenlos online, kennt alle Trends im Internet, sondern nutzt dieses vor allem mobil. Soweit das Vorurteil. Eine Vergleichsstudie von K&A Brand Research und Research Now hat die Online-Nutzung auf Computern und mobilen Endgeräten zwischen Jugendlichen aus Deutschland, Polen und den USA verglichen. Das Ergebnis: Die Jugend surft stärker stationär als über Smartphone und Tablet.

Von Maryse Mappes und Oliver Tjarks

Was für Best Ager oft immer noch unsicheres Terrain ist, ist für die Jugend heute selbstverständlich: das Internet! – Ein Leben ohne das World Wide Web ist für Kinder und Jugendliche undenkbar! Es gehört zu ihrem Alltag genauso wie das morgendliche Zähneputzen, die Schule oder das Treffen mit Freunden. Und das ist nicht nur in Deutschland oder den fortschrittlich geltenden USA der Fall, sondern auch bei unseren osteuropäischen Nachbarn: den Polen. Mit 88 Prozent täglichen Internetnutzern unter den online befragten 12- bis 17-Jährigen sind sie sogar Spitzenreiter vor Deutschland (80 Prozent) und den USA (77 Prozent).

Viele Wege führen ins Internet. Doch unangefochtener Hauptzugang zur Online-Welt bleibt der PC beziehungsweise Laptop. Das Smartphone rangiert zwar gleich auf dem zweiten Platz, jedoch mit großem Abstand: Nur für ein Drittel der interviewten Kinder und Jugendlichen eröffnet das Smartphone das Tor zur Online-Welt. Während die Polen hinsichtlich der Nutzungsintensität des Internets mit ihrer Spitzenstellung noch überraschen können, erfüllen sie hinsichtlich ihres Zugangs zum Internet die Erwartungen und zeigen sich am wenigsten fortschrittlich: Hier muss sich das Smartphone den zweiten Platz des Internetmediums noch mit dem Handy teilen. Dagegen machen die USA ihrem Ruf als moderne Gesellschaft alle Ehre. Im Vergleich zu den Europäern ist der Anteil derer, die über Smartphone oder Tablet ins World Wide Web gehen am höchsten. Apple sei Dank.

Dass Apple in seiner Heimat eine besonders große Fangemeinde hat, zeigt sich auch darin, dass in den USA die meisten Kinder und Jugendlichen der Aussage zustimmen: „Für mich kommt nur ein Smartphone in Frage: das iphone!“. Länderübergreifend ist es der Mehrheit jedoch egal, welches Smartphone sie hat, Hauptsache irgendein Smartphone! Immerhin jeder fünfte Deutsche und jeder vierte Pole oder US-Amerikaner in der Zielgruppe behauptet jedoch von sich, (noch) kein Smartphone zu brauchen.

Einigkeit herrscht auch über das Hauptargument gegen ein Smartphone: die hohen Anschaffungskosten! Der hohe Gerätepreis, aber auch die Unterhaltskosten für das Surfen sind den eher zu Sparsamkeit erzogenen Polen ein besonderer Dorn im Auge, während die US-Amerikaner den Kostenpunkt insgesamt gelassener sehen. Kritisiert werden nach den hohen Anschaffungskosten eine mangelnde Akku-Leistung, die zu kleine Darstellung von Internetseiten und hohe Online-Tarife. Eine zu langsame mobile Online-Nutzung sowie Datenverlust oder -missbrauch bei Geräteverlust werden dagegen als weniger gravierend eingestuft.

Was das Smartphone „wertvoll macht“

Was macht nun die Begeisterung für ein Smartphone aus? – Geschätzt wird besonders die Multifunktionalität des modernen Wegbegleiters: Das Smartphone ist mp3-Player, Nachschlagewerk, Fotoapparat und Videokamera in einem. Damit gehört Langeweile der Vergangenheit an. Nachgelagert, aber keineswegs unwichtig ist, dass es mit Smartphone möglich ist, immer auf dem aktuellen Stand zu sein, zu wissen, was die eigenen Freunde gerade so machen und man sich überall zurechtfinden und nicht mehr verlaufen kann. Da noch lange nicht jedes Kind ein Smartphone besitzt, scheint der Druck noch nicht so hoch, ein Smartphone besitzen zu müssen, um nicht als Außenseiter dazustehen.

So wie das Internet heute wie selbstverständlich zum Leben dazu gehört, wird dies auch auf kurze oder lange Sicht für das mobile Internet der Fall sein. Die Hersteller größerer Geräte wie PCs, Laptops und Tablets müssen sich über ihre Existenzberechtigung jedoch vorerst keine Sorgen machen. Ein Vergleich der Nutzungsaktivitäten von Smartphones mit denen größerer Geräte zeigt deutliche Unterschiede (vgl. Abbildung 1): Während das Smartphone überwiegend zur Kommunikation und zum Entertainment genutzt wird, werden PC, Laptop beziehungsweise Tablet als Informationsquelle bevorzugt. So sind unter den Top Ten der Smartphone-Nutzung Online-Communities, Twittern und Tweets lesen, Instant Messenger genauso wie Musik oder Radio hören sowie Informationsportale zum öffentlichen Nahverkehr nutzen. Mit dem Smartphone stehen Kinder und Jugendliche demnach vor allem mit ihren Freunden in Kontakt, suchen den besten Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum nächsten Treffpunkt und das Ganze stets mit Kopfhörern im Ohr. Für Sport-Ticker und die Nutzung von Wissensseiten, Nachrichtenportalen oder Homepages von Marken wird dagegen ein größeres Gerät favorisiert. Und selbst Preisvergleiche werden verstärkt am PC, Laptop oder Tablet vorgenommen und nicht etwa am Smartphone. Die effiziente Taschengeldausgabe wird demnach längerfristig geplant und erfolgt nicht etwa eher spontan und mobil.

Bleibt festzuhalten, dass das Smartphone angesichts seiner Größe und Internetschnelligkeit bisher kein Ersatz für PC, Laptop oder Tablet ist, sondern eine willkommene Ergänzung!

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