Firmen gehen bei Datenlöschung oft schlampig vor

Immer mehr Unternehmen löschen sensible Daten nicht oder nur unzureichend und öffnen so Kriminellen Tür und Tor. Einer Studie des Datenrettungsspezialisten Kroll Ontrack zufolge ist davon bereits jede zweite Gesellschaft betroffen. Dass sich der laxe Umgang mit Daten rächt, zeigt sich am verursachten finanziellen Schaden. Nach aktuellen Zahlen des Jahres 2009 belaufen sich die Kosten je Vorfall im Schnitt auf 6,75 Millionen Dollar.

„Gerade viele klein- und mittelständische Unternehmen machen sich über den Verbleib und die effektive Löschung ihrer Daten keine Gedanken. Dabei kann diese Gleichgültigkeit sehr teuer werden“, unterstreicht Kroll-Ontrack-Chef Peter Böhret. Kämen Personen- wie auch Entwicklungsdaten für Produkte unbeabsichtigt in fremde Hände, drohten in Fernost billig hergestellte Nachahmerprodukte mit Qualitätsmängeln.

In vielen Unternehmen bestehe der Irrglaube, dass einfaches Formatieren von Festplatten davor schützt, dass sensible Daten nicht in unberechtigte Hände gelangen. Der Erhebung zufolge löschen nach wie vor drei Viertel der mehr als 1 500 befragten Teilnehmer aus zwölf Ländern in Nordamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum ihre Informationen auf diese Art und Weise. Hinzu käme, dass ein Großteil der Verantwortlichen kaum darüber Bescheid wüsste, wie beispielsweise hochsensible Produktentwicklungsdaten gelöscht werden können.

Beim einfachen menügesteuerten Löschvorgang würden die physikalischen Ladezustände der einzelnen Speichersektoren nicht geändert, sondern lediglich zum Überschreiben freigegeben. Auch das Neuformatieren belasse die eigentlichen Daten in der Regel unberührt. Stattdessen würden nur die Einträge im zentralen Inhaltsverzeichnis beseitigt, die auf Speicheradressen hinweisen. Datenretter Kroll Ontrack mahnt deshalb zur Vorsicht.

Zudem gäben vier von zehn Unternehmen gebrauchte Festplatten an andere Personen weiter. Weitere 22 Prozent wüssten nicht, was mit ihren alten Computern überhaupt geschieht. Dramatisch sei, dass mehr als 60 Prozent der Firmenrechner auf dem Second-Hand-Markt noch voll intakt sind und vertrauliche Geschäftsdaten besitzen.

„Die Unternehmensgröße darf bei der Löschung von vertraulichen Geschäftsunterlagen keine Rolle spielen. Aus diesem Grund sind entsprechende Lösungen, die sicherstellen, dass Daten endgültig gelöscht werden, in die internen Pläne für Datensicherheit und Business Continuity zu integrieren“, erklärt Böhret. Beim Einsatz von Datenlöschungs-Software sollten Unternehmen nachprüfen, ob Daten zurückgeblieben sind und dies dokumentieren.

Was Know-how in Verbindung mit moderner Technik leisten kann, zeige sich am Beispiel der Raumfähre Columbia. Fachleute retteten sogar die Inhalte einer Festplatte nach dem Absturz der Raumfähre und stellten so Informationen wieder her. Zu den sichersten Methoden, die Daten unwiederbringlich verschwinden zu lassen, gehöre neben der Überschreibung durch Profis auch das Verfahren mit einem Magnetfeld, wodurch das Gerät unbrauchbar wird. pte

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