Facebook droht erneuter Kursfall

Glauben die eigenen Leute an eine Zukunft von Facebook? Heute läuft die Haltefrist für Mitarbeiter-Aktien aus. Verkaufen sie ihre Papiere, sinkt der Unternehmenswert erneut. Es ist ein bisschen so als würde Facebook die Vertrauensfrage stellen.

Von Anne-Kathrin Keller

Wenn die eigenen Mitarbeiter nicht mehr an das Unternehmen glauben, dann hat es verloren. Da sind sich Unternehmer und Wirtschaftsexperten einig. Ab heute entscheidet sich, ob die Facebook-Mitarbeiter an eine Zukunft des sozialen Netzwerkes glauben. Denn Millionen Papiere könnten ab heute den Markt überfluten, wenn Facebook-Angestellte erstmals seit dem Börsengang ihre Aktien verkaufen dürfen.

Am 15. Mai 2012 begann der größte und für viele auch überraschendste Börsenflop der Geschichte: Die Facebook-Aktie ging mit einem Ausgabepreis von 38 Dollar an die Börse. Drei Monate später ist das Papier kaum noch die Hälfte wert. Ein Verlust von 50 Milliarden Dollar Firmenwert. Das heutige Fristende öffnet den Handel für 271 Millionen Insideraktien.

Höheren Mitarbeitern des Konzerns und Investoren der ersten Stunde ist es ab dem 16. August erstmals erlaubt, ihre eigenen Aktienanteile am freien Markt zu veräußern. Die 421 Millionen Aktienpapiere, die bis jetzt an der Börse gehandelt worden sind, machen nur einen Teil des Gesamtpakets aus. Insgesamt gibt es 2,138 Milliarden Facebook-Aktien. Der Großteil davon liegt noch bei Facebook-Gründer Zuckerberg, seinen Mitarbeitern und Großaktionären.

Analysten und Short Seller auf der Lauer

Wenn die 271 Millionen zusätzlichen Papiere tatsächlich auf den Markt gelangen würden, bedeutet das einen Anstieg des handelbaren Angebots um 64 Prozent. Bleibt die Nachfrage konstant, bedeutet das erneut fallende Kurse für Facebook. Aber mehr noch: Bei den Mitarbeitern mit großen Aktienpaketen handelt es sich in der Regel um Manager des Konzern mit erheblichem Insiderwissen. Viele der Geldgeber sitzen auch im Verwaltungsrat. Sie kennen die Pläne von Zuckerberg, die Stimmung bei Werbekunden, Partnern und Mitarbeitern, geplante Zukäufe und Verträge. Daher ließe die Nutzung der Lockup-Frist und ein Verkauf von Papieren Rückschlüsse auf den Zustand von Facebook zu.

Analysten, Medien und Leerverkäufer lauern nur darauf, Bewegung an den Märkten zu sehen. Die einen warten auf ein sicheres Zeichen für den Tod von Facebook, die Short Seller hingegen auf satte Gewinne. Mittwochabend lag der Kurs der Facebook-Aktie bei 21,20 Dollar. Ursprünglich haben die Mitarbeiter die Aktien als Teil ihres Gehaltes bekommen. Einen Verlust haben sie also ohnehin schon erlitten. Ob sie jetzt von Zuckerberg Anreize bekommen haben, ihre Papiere zu halten, ist nicht bekannt, wohl aber entscheidend für die Kursentwicklung.

Nächste Verkaufswelle droht ab 15. Oktober

Mitte Oktober droht bereits die nächste Verkaufswelle. Ab dem 15. Oktober dürfen Facebook-Angestellte ihre Papiere am Markt verkaufen. Mitte November könnte das dickste Paket verkauft werden. Dann dürfen knapp 1,2 Milliarden zusätzliche Aktien gehandelt werden. Darunter sind dann auch Zuckerbergs Papiere. Sollte selbst er verkaufen, kann man getrost seinen Account beim sozialen Netzwerk löschen.