Elektroautos auf dem Vormarsch: Diese Newcomer wollen 2019 angreifen

Startschuss bei Sono Motors: Die Münchener werden ihr Elektrofahrzeug Sion in Kooperation mit Continental bauen. Aber auch andere Nachwuchs-Teslas wollen in den nächsten Jahren neue Elektromodelle präsentieren – und das zu erschwinglichen Preisen. Hier fünf Hersteller, die den Markt aufwirbeln könnten.

Sono Motors: Nie mehr im Schatten parken

Zunächst war es nur Garagenprojekt, mit dem zwei Freunde ihre Vision eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes umsetzen wollten. 2016 wurde daraus das Münchener Startup Sonos Motors. Und 2019 soll der Sion auf den Markt kommen, ein Kompakt-Van, für den es außer der Anhängerkupplung (ja/nein) keinerlei Ausstattungsoptionen gibt. Dafür wird er nur 16000 Euro kosten, allerdings fallen noch rund 9500 Euro für die Batterie an. Der Clou: Rund 300 Solarzellen auf dem Fahrzeug machen es möglich, dass der Sion bis zu 30 Kilometer pro Tag rein auf Basis von Sonnenenergie fährt – ein Fahrzeug, das man nie im Schatten parken wird.

Es kann losgehen: Mitglieder des Entwicklungsteams von Sono Motors und Continental neben dem Sion auf dem Firmengelände von Continental in Nürnberg

Am Donnerstag, 22.11, hat Sono Motors die Zusammenarbeit mit Continental, dem zweitgrößten Automobilzulieferer weltweit, bekannt gegeben. Die Division Powertrain des deutschen Traditionsunternehmens wird die elektrische Antriebseinheit für den Sion bauen. Diese umfasst neben dem Motor auch die Leistungselektronik sowie das Getriebe. Für die Batterieentwicklung und –produktion hatte Sono Motors bereits zuvor den Automobilzulieferer Elring Klinger gewonnen. Der Sion wird vor allem über Roadshows mit Probefahrten gepusht, an denen bereits über 13.000 Interessenten teilgenommen haben. Bislang liegen für das Fahrzeug rund 8.800 Reservierungen vor.

Ego Life: Schuhs zweiter Streich

Der Aachener Universitätsprofessor Günther Schuh hat bereits den Streetscooter entwickelt, mit dem die Deutsche Post mittlerweile Pakete ausliefert. Das gleichnamige Startup, eine Ausgründung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) wurde von der Post übernommen. Jetzt arbeitet er als CEO des 2015 ebenfalls aus der RWTH hervorgegangenen Startups Ego Mobile an einem neuen Projekt: Der Ego Life, ein zweisitziger Elektroflitzer für die Stadt, soll 2019 in drei Versionen zu haben sein und 16.000 Euro kosten.

Ego Life: Der zweisitzige Elektroflitziger wird für 16.000 Euro erhältlich sein

Um das Auto bekannt zu machen, hat Ego Mobile unter anderem Anfang November in der Kölner Innenstadt einen Pop-up Store eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt sollte der Ego Life eigentlich schon ausgeliefert werden, aber Verzögerungen bei den Zulieferern sorgten dafür, dass sich die Käufer noch bis Mitte des nächsten Jahres gedulden müssen. Die Serienproduktion beginnt wahrscheinlich erst im Frühjahr.

Uniti: Der Strom kommt kostenlos von Eon

Ebenfalls aus einem Universitätsprojekt hervorgegangen, wurde das schwedische Startup Uniti 2016 gegründet. Über Crowdfunding-Kampagnen sammelte es über eine Million Euro ein, um das Elektroauto Uniti One zu konzipieren. Zu den Investoren gehören Firmen wie Siemens, Eon und Kuka Robotics. Der Uniti One ist ein Zweisitzer für die Stadt, in dem Fahrer und Mitfahrer nicht neben-, sondern hintereinander Platz nehmen. Er wird in Großbritannien produziert und soll je nach Ausstattung zwischen 15.000 und 20.000 Euro kosten. Die ersten Fahrzeuge werden Ende 2019 zunächst an britische Kunden geliefert, die bereits vorbestellt haben. Uniti verzeichnet bereits 3000 Reservierungen für den Uniti One.

Uniti One: Das Geld zur Entwicklung kam über Crowdfunding-Kampagnen

Für den schwedischen Markt hat Uniti eine gemeinsame Vertriebsaktion mit Eon beschlossen. Uniti-Käufer bekommen von Eon fünf Jahre kostenlos den Strom geliefert, mit dem sie ihren Uniti One zu Hause für eine Fahrleistung von bis zu 60.000 Kilometer aufladen können.

Micro Mobility Systems: Das Comeback der Isetta

Elektrisch und platzsparend: der Microlino beim Genfer Automobilsalon 2016 © Alexander Migl

Erinnert sich noch jemand an die Isetta von BMW, den Kabinen-Roller aus den 50er-Jahren, eine Mischung aus Auto und Motorrad? So ähnlich soll der Microlino aussehen, den das Schweizer Unternehmen Micro Mobility Systems in den vergangenen drei Jahren entwickelt hat. Die Vision: ein leichtes und platzsparendes Fahrzeug für die Stadt. Der Microlino  wiegt nur 435 Kilogramm und soll ab Mitte 2019 für 12.000 Euro erhältlich sein.

Vorgestellt wurde er erstmals beim Genfer Autosalon 2016. Seitdem gingen über 10.000 Vorbestellungen für das Fahrzeug ein. Die Serienproduktion ist in Italien angelaufen. Microlino hat dazu im April 2016 ein Joint-Venture mit dem italienischen Autohersteller Tazzari gegründet. Tazzaris Schwerpunkt sind die technischen Aspekte des Autos und die Produktion, während Micro Mobility Systems für Design, Vermarktung und Vertrieb zuständig ist.

Micro Mobility Systems ist kein unbekanntes Unternehmen: Die Schweizer verkaufen bislang erfolgreich Microscooter, Tretroller und Kickboards. Sie waren Anfang der Nuller Jahre maßgeblich am Hype um die einklappbaren Straßenroller für Manager beteiligt.

Nio: Das Design kommt aus München

Zunächst nur für chinesische Kunden zu kaufen: der Nio ES8

Auch chinesische Elektroautos könnten schon in wenigen Jahren auf Deutschlands Straßen rollen – vor allem von Nio. Das Unternehmen wurde 2014 in Schanghai  gegründet, unter den Investoren sind unter anderem die schwergewichtigen Konzerne Baidu und Tencent. Nio hat mittlerweile ein Entwicklungszentrum in München eröffnet, in dem 140 Mitarbeiter Designs für die Fahrzeuge konzipieren. Im Mittelpunkt der Elektro-Strategie von Nio sollen SUVs stehen, anders als die zahlreichen Anbieter von Klein- und Kleinstmodellen wollen die Chinesen Tesla Konkurrenz machen. Das Elektro-SUV ES8 ist im Juni zunächst in China auf den Markt gekommen. Es soll in zwei bis drei Jahren auch auf dem deutschen Markt zur Verfügung stehen.

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.