Eine Frage der Kommunikation?

Aktuelle Preissteigerungen bei Milch- und Backprodukten gelten als unfair. Der Lehrstuhl für Marketing an der Universität Erlangen-Nürnberg geht in einer Studie der Frage nach, wie deutsche Verbraucher zu den aktuellen Preiserhöhungen bei Milch- und Backprodukten stehen.

Im Rahmen der Online-Umfrage befragten die Wissenschaftler in den letzten beiden Septemberwochen 503 repräsentativ ausgewählte Konsumenten aller Altersklassen, Einkommens- und Bildungsschichten Deutschlands. Wie die Forscher berichten, liegt der „schwarze Peter“ für die Preiserhöhungen nach Meinung der Verbraucher eindeutig beim Handel. Auch wenn die Hintergründe generell intransparent erschienen, bildeten sich die Konsumenten doch ihr eigenes Urteil über die Ursachen für die aktuellen Preiserhöhungen, resümieren die Experten.

Dabei glaubten die meisten Befragten, nämlich insgesamt circa 2/3 an Gewinnsteigerungen des Handels und schon deutlich weniger an solche der Erzeuger (55,7Prozent). Erst an dritter Stelle rangieren bei den Verbrauchern gestiegene Weltmarktpreise (42,9 Prozent), gefolgt von allgemeinen Kostensteigerungen bei der Herstellung (42,7 Prozent) beziehungsweise im Handel (29,6 Prozent), entsprechend höheren Beschaffungspreisen des Handels (28,4 Prozent) sowie Maßnahmen der Qualitätssicherung (10,5 Prozent).

Wichtig erscheint den Marktbeobachtern in diesem Zusammenhang, dass auf eine gesonderte Frage hin gestiegene Weltmarktpreise (44,9Prozent), Erzeugungskosten (40,2 Prozent) oder Qualitätssicherungsmaßnahmen (36,2 Prozent) generell von den meisten Befragten als gerechtfertigte Gründe für Preiserhöhungen bezeichnet werden, Gewinnsteigerungen bei den Erzeugern (20,9Prozent) beziehungsweise beim Handel (8,5 Prozent) von den wenigsten. Auffällig sei die unterschiedliche Beurteilung der Erzeuger- und Handelsstufe, die gewisse Sympathie für die vermeintlich machtärmeren Bauern signalisiere.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse könne es kaum mehr überraschen, dass die Glaubwürdigkeit der Preisargumentation seitens der Anbieter, vor allem seitens des Handels, als recht gering empfunden werde. Überraschend viele Konsumenten zögen aus dem Preisgeschehen Konsequenzen für ihr zukünftiges Einkaufsverhalten, weniger bei der Einschränkung des Einkaufs von Milch und Backprodukten (36,6 beziehungsweise 42,8Prozent) als durch verstärkten Kauf von Sonderangeboten (78,5 Prozent), preisgünstigeren Marken (60,0 Prozent) oder den Einkauf bei Discountern (70,4 Prozent). Quelle: Hermann Diller, Sabine Anselstetter: „Preisfairness von Preiserhöhungen am Beispiel von Lebensmitteln“, Arbeitspapier Nr. 155 des Lehrstuhls für Marketing der Universität Erlangen-Nürnberg.

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