Ein Standard für die Nahrungsmittelbranche

Nachhaltigkeit verstehen die Wissenschaftler Dr. Axel Kölle und Dr. Christian Geßner als gleichzeitige, langfristige Betrachtung ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte bei der Ausrichtung der zukunftsorientierten unternehmerischen Aktivitäten. Dieses Thema werde gerade in der Nahrungsmittelbranche immer wichtiger. Das von ihnen gegründete „Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung“ (ZNU) an der Universität Witten/Herdecke entwickelt gemeinsam mit dem TÜV Rheinland einen Standard für die Branche. Im Fokus steht dabei die Schnittstelle zwischen Herstellern und dem Handel, das Ziel ist jedoch weiter gefasst: Glaubwürdig und nachweisbar solle mehr Transparenz in die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Akteure entlang der Wertschöpfungskette Food gebracht werden.

Zu den Unternehmen, die für die ab sofort beginnende Pilotphase des Projekts zur Verfügung stehen, gehören die Teutoburger Ölmühle, die Molkerei Söbbeke, Ritter Sport, Kuchenmeister, Brandt, Vion und Wiesenhof. „Um den Standard möglichst breit auszurichten, haben wir Unternehmen verschiedener Größe und Teilbranchenzugehörigkeit ausgewählt“, betont Axel Kölle. Sowohl Biounternehmen als auch konventionelle Anbieter seien dabei. Ihm und seinem Kollegen Christian Geßner ist es wichtig, einen für die Branche allgemeingültigen Standard zu entwickeln und nicht auf Einzellösungen zu setzen. Der Standard basiere auf dem bereits etablierten ZNU-Nachhaltigkeits-Check, den mittlerweile über 50 namhafte Unternehmen der Branche absolviert hätten.

Grundsätzlich begrüßt wurde die Schaffung eines Nachhaltigkeits-Standards für die Branche auch auf der dritten Zukunftskonferenz Food, die im März an der Universität Witten/Herdecke stattfand. Die 150 Teilnehmer aus der Branche seien sich einig gewesen, dass es dabei keine regionalen oder länderspezifischen Lösungen geben dürfe. Der Standard solle bundesweit gelten und europäischen und globalen Anforderungen gerecht werden. Für die Entwicklung eines solchen Standards arbeitet das ZNU mit dem TÜV Rheinland zusammen, einem in der Nahrungsmittelbranche etablierten Zertifizierer. Hierdurch soll der gesamte Bereich der Auditierung und damit der Überprüfbarkeit des Systems sichergestellt werden. „Insbesondere steht hierbei die Kompatibilität zu bestehenden Systemen wie die Reihen 9000 14000 im Fokus – also Qualitätsmanagement und Umweltmanagement“ sagt Michael Weppler, Geschäftsführer der Gesellschaft TÜV Rheinland Cert.

„Nachdem eine festgeschriebene Anzahl an Unternehmen auf diese Weise vom TÜV Rheinland geprüft wurde, werden wir den Standard für alle akkreditierten Zertifizierer öffnen“, erklärt Geßner. Um die Akzeptanz des Standards in der Nahrungsmittel-Branche zu gewährleisten, werde das ZNU neben dem bereits bestehenden Beirat aus der Wirtschaft in den kommenden drei Monaten noch einen wissenschaftlichen Beirat einrichten. „Weiterhin werden wir mit allen relevanten Anspruchsgruppen in einen offenen, konstruktiven Dialog treten“, kündigt Kölle an.

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