Ausspielung von Werbung: „Bereits über 35% der Nutzer verwenden einen Adblocker“

Das Thema AdBlocking ist in aller Munde. Seit einem Monat hat Bild.de die Türen für AdBlock-Nutzer verriegelt und verrammelt. Für Werbetreibende ist die Nutzung solcher Blocker der Super-GAU. Thomas Mendrina ist General Manager International bei Sourcepoint Technologies Inc. und erklärt die Problematik von AdBlockern
Thomas Mendrina zum Thema AdBlocker

Herr Mendrina, können Sie uns ein paar aktuelle Zahlen zum Thema AdBlocking liefern?

In der im September 2015 veröffentlichten Studie von Sourcepoint und comScore „The State of Adblocking“ wurde deutlich, wie stark die Verwendung eines Adblockers über alle Zielgruppen und Arten von Webseiten zugenommen hat. Bereits über 35% der Nutzer in Deutschland zwischen 18 und 24 Jahren verwenden einen Adblocker. Selbst in der Gruppe zwischen 45 und 54 Jahren sind es 20% bei einem Mittel über alle Altersstufen hinweg von 24% der Nutzer. 18 der 100 reichweitenstärksten Webseiten in Deutschland verzeichnen Adblockerraten von mehr als 40% der Werbeeinblendungen.

2. Wie können Publisher die AdBlocker für mobile Devices in den Griff bekommen?

Die Adblockraten liegen im mobilen Internet derzeit bei unter 10% in Deutschland. Daran werden kostenpflichtige iOS Apps nichts wesentliches ändern.  Jedoch sehen wir weitere Herausforderungen in der Ausweitung der AdBlocker vom stationären in das mobile Internet und ebenso durch spezifische Adblocker für mobile Webseiten und mobile Apps. Hier entwickelt sich gerade ein weiteres Spannungsfeld.

3. Was halten Sie von der Bild.de-Aktion? Könnte die Aktion auch nach hinten los gehen?

Bild.de geht einen sehr konsequenten Weg und bietet Nutzern mit Adblockern eine besondere Art des Zugangs zu Ihrem Inhalt an. Dies ist ein Weg in die richtige Richtung, um den Nutzern die Möglichkeit zu geben, selber die Art der Bezahlung für das Lesen der Inhalte zu bestimmen. Zukünftig wird es sicherlich zwischen der Paywall ohne Werbeausspielung und der Erlaubnis zur Ausspielung der originären Werbung einige Zwischenprodukte geben, die an die Bedürfnisse der spezifischen Lesergruppe angepasst ist.

4. Wie sieht die Verwendung von AdBlockern in anderen Ländern aus?

Neben Deutschland konnten wir in unserer Studie mit einer Rate von 27% höhere Werte in Frankreich messen. In den englischsprachigen Ländern liegen diese zwischen 13% und 16% der Nutzer, wobei sich diese derzeit in Richtung der 20% entwickeln. Es wird daher immer mehr einen globale Fragestellung, wie den Nutzern der Wert von Werbung verdeutlicht werden kann.

5. Wie könnten sich beide Seiten annähern? Oder ist der Fall hoffnungslos?

Eine Lösung kann lediglich im Zusammenspiel zwischen Nutzern, Webseite und Werbetreibenden gefunden werden. Es geht einerseits darum, den Wert der Werbung zur Vermeidung von direkten Zahlungen des Nutzers an den Publisher zu verdeutlichen. Hier gilt es, den Markt aufzuklären und die Wahrnehmung von Werbung zu verändern. Andererseits sollte der Nutzer die Möglichkeit haben, die Art der Vergütung anhand seiner Interessen zu wählen. Hier gilt es, intelligente Systeme einzusetzen, die es dem Nutzer ermöglicht, einfach und transparent die verschieden Arten der Vergütung auszuwählen und anzupassen.

6. Wie sieht eine Alternative für Publisher aus, um Inhalte vergüten zu können?

Unsere Philosophie basiert auf verschiedenen Möglichkeiten zur Monetarisierung des Inhalts, alle orientieren sich an den Präferenzen des Nutzers: die Anbindung an bestehende Paywall-Systeme, die Wiedergewinnung der kompletten Werbeausspielung, einer an den Vorgaben des Nutzers ausgerichteten Ausspielung von Werbung oder auch eine Monetarisierung über Umfragen. Hier gilt es, die verschiedenen Nutzertypen in ihrem aktuellen Leseverhalten abzuholen und einen einfachen, skalierbaren Zugang zu Inhalt zu bieten.

Zum Download der Studie geht es HIER