Die Post macht Verlage nervös

Die Deutsche Post will mit eigenen Gratisblättern in den Zeitungsmarkt einsteigen. Der Burgfrieden mit den Verlagen scheint brüchiger denn je. Die klassischen Medienhäuser versuchen, ein Eindringen des Unternehmens in ihr bisheriges Hoheitsgebiet zu verhindern.

Die Eroberung von Werbegeldern stehe für die Deutsche Post ganz weit oben, verkündete deren Vorstand Jürgen Gerdes vor wenigen Monaten. Kostenlose Wochenblätter mit Schwerpunkten IT/Computer, Lifestyle/Wellness und Auto sind in Planung. Die Verlegerverbände VDZ (Zeitschriften), BDZV (Zeitungen) und BVDA (Anzeigenblätter) wollen ihr Revier verteidigen und haben das Post-Vorhaben unter anderem als „ordnungspolitischen Gau“ bezeichnet. Selbst Staatsminister Bernd Neumann schlug sich auf die Seite der kommerziellen Medienunternehmen.

Nach einem Gespräch zwischen den Führungsspitzen von Verband und Post schien ein Kompromiss gefunden. Danach wolle der Logistik-Konzern mit den Verlagen künftig kooperieren statt konkurrieren. Tatsächlich bringt sich die Post in Position: Die ehemaligen Handelsblatt-Leute Harald Müsse (Vermarktung) und Klaus Madzia (Redaktion) arbeiten offenbar weiter an den ursprünglichen Projekten. Mit Bereichsvorstand Lutz Glandt, früher unter anderem bei WAZ, Holtzbrinck, Gruner + Jahr in führenden Positionen tätig, hat die Post zudem einen erfahrenen Medienmanager in ihren Reihen.

Mit dem Anzeigenblatt „Einkauf aktuell“ verdient das Unternehmen bereits geschätzte rund 100 Millionen Euro im Jahr, jetzt hat es zusammen mit Gruner + Jahr Corporate Media ein weiteres Printmedium gestartet: „Neues Zuhause“ erscheint zweimal jährlich in einer verbreiteten Auflage von jeweils 1,4 Millionen Exemplaren. Es wendet sich an Menschen, die gerade umgezogen und per Nachsendeantrag bei der Post registriert sind.

Mit starken Worten und kräftiger Lobbyarbeit versuchen die klassischen Medienhäuser ein Eindringen von teilstaatlichen Unternehmen und öffentlich-rechtlichen Sendern in ihr bisheriges Hoheitsgebiet zu verhindern. Doch gerade die Verlage bilden längst keine feste Front mehr gegen Post & Co. Gerade haben „Die Zeit“ und das ZDF bekannt gegeben, im Internet gemeinsame Sache zu machen, seit einiger Zeit schon kooperieren das WAZ-Onlineportal Der Westen und der WDR. max

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