Die Marke DocMorris ist nur der Anfang

Der führende Pharmahändler Celesio erwirbt die Apothekenmarke DocMoris. Der Schock lähmt die Apotheker und verstellt den Blick auf die Chancen. "Der Schritt war überfällig", resümiert der Unternehmensberater Volker Doelle.

„Natürlich war das ein Schock für die Apotheker, die immer auf den bösen Feind in den Niederlanden blickten und ihn nun im eigenen Haus sehen“, beschreibt Volker Dölle von der gleichnamigen Managementberatung aus Bad Homburg die Stimmung der Einzelhändler. Dabei sieht der Branchenexperte die Zeichen gesetzt: „Das wird das erste filialisierte Franchisesystem im Pharmabereich. Es werden keine 24 Monate vergehen, bis das System durchschlägt“, schildert Doelle die zu erwartende Dynamik. Für ihn Ausdruck eines Prozesses, den die Apotheken nicht verhindern.

Im Gegenteil: Die Gesetzeslage – noch ist das Stationärgeschäft durch ein Fremdbesitzverbot nach dem Apothekengesetz geschützt – helfe den Apotheken, ihre Lage zu überdenken. Zur Wahl stünden private Verbundgruppen, eine Franchisesystem oder das Aufgehen in filialisierten Systemen. „Der Umsatz im Markt hat eine Größenordnung von 35 Milliarden – und das sehen vor allem auch die Dienstleister“, weiß Doelle mit Blick auf den umkämpften Kuchen. Es gehe um Einkauf, Logistik und Organisation, betriebswirtschaftliche Fragen, die den Apotheker von seiner eigentlichen Bestimmung fernhielten. Schon heute agierten Franchisekonzepte, die selbstständige Apotheker in der Beschaffung und beim Marketing unterstützten. Hinzu kämen Drogeriemärkte wie Dm, Rossmann oder Schlecker – auch sie ließen das Thema nicht an sich vorbeigehen.

Erst im Januar hatte die niederländische Versandapotheke mit einem ersten Medikamenten-Shop im Saarland einen Weg gefunden, das deutsche Apothekenrecht zu umgehen. Der juristische Kniff: Die Apotheke ist weiterhin im Besitz des bisherigen Inhabers, wie es das deutsche Recht verlangt. Diese zahlt eine Lizenzgebühr, um unter dem DocMorris-Logo zu verkaufen. Bis April hatten 20 Apotheken aus sieben Bundesländern Markenpartnerschaften geschlossen. DocMorris wollte in den nächsten fünf Jahren 500 Apotheken als Kooperationspartner gewinnen. Erst vor zwei Wochen erklärte die Internet-Apotheke die Strategie zu ändern und künftig nicht mehr durch den Versandhandel, sondern vor allem über den Aufbau des Filialgeschäftes in Deutschland wachsen zu wollen (DocMorris ändert Strategie). Bei dem im holländischen Heerlen ansässigen Unternehmen ordern derzeit fast 30 Prozent der Internetkunden ihre Artikel. Der Umsatz verachtfachte sich binnen fünf Jahren auf zuletzt 172 Millionen Euro. Der durchschnittliche Paketpreis liegt bei 145 Euro.

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