Der Süßwarenunternehmer Michele Ferrero ist verstorben

Gerade noch wurde die italienische Süßwarenmarke Ferrero beim Best Brands-Award ausgezeichnet. Deren Gründer Michele Ferrero ist nun am Samstag im Alter von 89 Jahren verstorben.
Michele Ferrero, Gründer des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero, ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Foto: dpa

Er hat globale Marken wie NutellaMon Chérie, Kinder, Ferrero Rocher oder Pocket Coffee erfunden: Michele Ferrero, Gründer des italienischen Familienimperiums Ferrero. Am Samstag verstarb der Lebensmittelunternehmer im Alter von 89 Jahren und hinterlässt eine Gefolgschaft von Mitarbeitern, die ihn, trotz internationalen Erfolgs, gerade wegen seiner Liebe zur Heimat und für seine Bodenständigkeit, schätzten. Die Süddeutsche Zeitung hat hierzu einen Nachruf veröffentlicht, der an das Leben und Wirken des Familienunternehmers erinnert.

Aus der Hauscréme wird Nutella

Begonnen hat Michele Ferreras Laufbahn in den vierziger Jahren mit einer Konditorei in der italienischen Region Piemont. Micheles Vater und dessen Bruder führten das Geschäft, das bald jeder im Umkreis kannte. Mit 32 Jahren, nach dem Tod der beiden, übernahm Michele Ferrero als ausgebildeter Konditor und Kaufmann die Konditorei.

Sein Vater und Onkel hatten zuvor eine Nusscréme entwickelt, mit der sie statt reiner Schokolade ihre Leckereien füllten. Michelle verfeinerte die Hauscréme und brachte sie 1964 als Nutella auf den Markt. „Das Rezept war ihm so heilig, dass er es auf Arabisch übersetzen ließ und in einem Büro für geistiges Eigentum in Kairo unterbrachte“, heißt es im Nachruf der Süddeutschen Zeitung. Alles, was man heute weiß, ist: In jedem Glas Nutella stecken à 400 Gramm 50 Nüsse. Mittlerweile beanspruche der Konzern damit ein Viertel der gesamten Weltproduktion an Nüssen; jährlich werden so 350.000 Tonnen des süßen Aufstriches produziert.

Mon Chérie: als erstes in Deutschland

Besonders stolz aber war Michele Ferrero auf eine eigens entwickelte Praline, die er 1956 zunächst in Deutschland auf den Markt brachte. Im selben Jahr hatte der Unternehmer hier Ferrero Deutschland gegründet. „Mon Chérie“ sollte in dem kriegsversehrten Land wie ein kleines Geschenk daher kommen. „Es funktionierte zwischen Verlobten, zwischen Ehefrau und Ehemann, und für das Schenken brauchte es kein Fest und kein Jubiläum“, soll der Gründer der Zeitung La Stampa einmal in einem Hintergrundgespräch gesagt haben. Interviews gab Michele Ferrero nie.

Die Zielgruppe: „Veronica“

Mit seinen Produkten warb der italienische Unternehmer immer eine bestimmte Zielgruppe an, die er „Veronica“ nannte. „Veronica“, das war die Durchschnittshausfrau, die im Supermarkt für die liebe Familie einkaufen geht. An sie richtete Ferrero auch sein erstes Produkt der Marke „Kinder“ – ein Osterei aus Milchschokolade, mit dem das ganze Jahr über Ostern sein sollte.

So wuchs Ferrero zu einem Weltkonzern heran, mit einem Umsatz von zuletzt 8,1 Milliarden Euro und mehr als 30.000 Mitarbeitern in 21 Ländern. An der Börse notiert ist das Unternehmen bis heute nicht, trotzdem schätzte das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes das Ferrero-Imperium auf rund 17 Milliarden Euro und damit zur reichsten Familie Italiens – vor Silvio Berlusconi. Michele Ferrero galt als Unternehmer mit „harter Hand“, aber auch als sehr großzügig.

Seine letzten Jahre verbrachte er in Monaco. Um sich nicht zu langweiligen, ließ er sich dort ein Labor einrichten – in Pension ging Michele Ferrero offiziell nie. Das Geschäft hatten da aber bereits die beiden Söhne übernommen. Nach dem Tod von Sohn Pietro, leitet nun nur noch Giovanni Ferrero das gesamte Unternehmen. Auf der Firmen-Website würdigt das Unternehmen den Gründer mit den Worten: „We are proud of you. Thank you, Michele.“