Der „iPhone-Effekt“ – alles nur ein Mythos?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des dänischen Beratungsunternehmens Strand Consult widerlegt einiges, was in der Telekom-Branche rund um das iPhone kursiert.

Beispielsweise widersprechen die Autoren anhand mehrerer Marktstatistiken der These, wonach das Apple-Gerät neue Kunden für Mobilfunkprovider geradezu magnetisch anziehe oder eine wesentliche Triebfeder für den Ausbau des Marktanteils eines Anbieters sei. Viel mehr sei es so, dass das Smartphone besonders bei bestehenden Kunden stark nachgefragt werde.

„Gemäß unserer Untersuchung hat kein einziger Mobilfunkanbieter seinen Marktanteil, seine Gewinn oder Einnahmen durch die Einführung des iPhones steigern können“, berichtet die Firma. Der dänische Report widerspricht auch der verbreiteten Annahme, wonach das iPhone das weltweite Transfervolumen bei Mobilfunkdaten erheblich erhöht habe beziehungsweise Nutzer überhaupt erst durch das iPhone auf den Geschmack der mobilen Breitbandnutzung gekommen seien.

„Tatsache ist, wenn man sich den globalen mobilen Breitband-Traffic ansieht, nimmt das iPhone nur einen marginalen Anteil daran ein“, stellen die Autoren fest. Laut Zahlen der Mobilfunk-Organisation GSMA hat die Zahl der HSDPA-Zugänge weltweit kürzlich die 150-Mio.-Marke überschritten und wird auch künftig noch rapide ansteigen. Allerdings übertreffen die pro Quartal verkauften HSDPA-Anschlüsse die Anzahl der seit der Einführung verkauften iPhones (etwa 26 Mio. Stück weltweit) um ein Vielfaches.

Darüber hinaus nehme Apple nur einen sehr geringen Anteil am Weltmarkt für mobile Services, der vom Mobile Entertainment Forum 2008 auf insgesamt 8,6 Milliarden Dollar geschätzt wurde, von zirka 150 Millionen Dollar ein. In Zusammenhang damit räumen die Dänen auch mit gängigen Mythen um den App-Store auf. „Wir finden, dass dieses Konzept sehr spannend ist und einen dynamischen Markt erzeugen kann. Aber es ist nicht neu und nimmt derzeit nur einen geringen Anteil an den weltweit verkauften mobilen Services ein“, so die Verfasser.

Mobilfunkprovider wenden überdies jede Menge an Marketing- und PR-Geldern auf, um iPhone-Verträge an den Mann zu bringen. Der Report berichtet, dass die SAC (Subscriber Acquisition Cost), also die Kosten, die zur Gewinnung eines Neukunden nötig sind, bei vielen Anbietern sehr hoch seien. Als Beispiel wird T-Mobile in Deutschland angeführt, das für einen iPhone-Neukunden 317 Euro aufwenden muss und dafür „nur“ 77 Euro ARPU (Average Revenue per User) erhält.

Im Vergleich zu anderen Mobilfunkkunden ist dies aber trotzdem ein außerordentlicher Wert. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass viele Operator hohe Akquisitionskosten in Kauf nehmen, um das iPhone anbieten zu können. Der Wettbewerb in diesem Bereich wird weiter ansteigen. Sowohl der Gerätepreis als auch die Gebühren für mobilen Traffic werden die wichtigsten Parameter sein, um reüssieren zu können“, schlussfolgert der Report.

Alexander von Schmettow, Pressesprecher für das iPhone bei der Deutschen Telekom, möchte die kolportierten Zahlen von Strand Consult nicht kommentieren und glaubt auch nicht, dass sie von offizieller Seite kommuniziert wurden, sondern eher Schätzungen sind. Abseits davon sei man mit dem Erfolg des iPhones bei T-Mobile jedenfalls sehr zufrieden: „Das Gerät passt perfekt zu unserer Strategie und hat im Bereich mobiler Datenkommunikation Maßstäbe gesetzt.“ Von Schmettow berichtet, dass ein iPhone-Nutzer bei T-Mobile das 60-fache an Datenverkehr in Anspruch nehme als der durchschnittliche Nutzer von mobiler Datenkommunikation.

Den Erfolg des iPhones führen die Autoren der dänischen Studie vor allem auf zwei Faktoren zurück: Zum einen der kontinuierliche Eintritt in neue Märkte und zum anderen die zeitnah beieinander liegende Veröffentlichung von neuen Versionen wie dem 2G, dem 3G und dem 3GS. Von Schmettow stimmt zu, dass die kurzen Abstände zwischen den Updates zum Erfolg beigetragen haben, aber nicht ausschließlich. Die nutzerfreundliche Bedienung sowie der umfangreiche App-Store seien ebenfalls als zentrale Erfolgsfaktoren zu nennen. -pte

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