Das Web setzt Zeitschriftenverlage zunehmend unter Druck

Wie aus einer Studie der Beratung Pricewaterhouse Coopers (PwC) hervor geht, wünschen sich weltweit rund 60 Prozent der Zeitschriftenleser eine digitale Ausgabe zumindest als Ergänzung des Print-Produkts. Leser unter 15 Jahren ziehen digitale Zeitschriften der Printausgabe sogar vor.

Damit setze das Internet das traditionelle Geschäftsmodell der Zeitschriftenverlage zunehmend unter Druck, warnen die Berater. Die Entwicklung zwinge Verlage dazu, ihr Geschäftsmodell neu auszurichten. „Zusätzliche Werbeerlöse werden die Einbußen beim Vertrieb kaum ausgleichen können. Verlage müssen neue Erlösquellen erschließen, in dem sie das Markenpotenzial ihrer Zeitschriften stärker nutzen, beispielsweise durch zielgruppenorientierte Online-Shops“, kommentiert Frank Mackenroth, Partner und Leiter der Branchengruppe Entertainment & Media bei PwC.

Zeitschriftenverlage erwirtschaften derzeit einen weltweiten Jahresumsatz von rund 80 Milliarden US-Dollar (50,3 Milliarden Euro). Bis 2012 prognostiziert PwC einen Erlösanstieg auf 95 Milliarden US-Dollar. Der Umsatzanteil des digitalen Geschäfts werde dann zwischen 10 und 20 Prozent liegen. Auch wenn einige Verlage bereits gedruckte Magazine zu Gunsten digitaler Ausgaben eingestellt hätten, werde dies auf absehbare Zeit eher die Ausnahme bleiben, urteilen die Berater. Wie die Experten in ihrer Studie feststellen, würde allerdings jeder zweite Leser seine Lieblingszeitschrift auch dann kaufen, wenn sie ausschließlich in digitalem Format erhältlich ist.

Insbesondere bei Frauen beobachten die Berater kaum Bereitschaft, ihre favorisierte Zeitschrift nur noch auf dem Bildschirm zu lesen. Nur 29 Prozent würden eine rein digitale Ausgabe kaufen, bei den Männern beläuft sich der Anteil auf 41 Prozent. Die Vorlieben der Käufer hängt dabei auch von ihrer nationalen Herkunft ab. So haben in China, Indien und Russland zwischen 70 und 80 Prozent der Befragten kein Problem damit, Zeitschriften ausschließlich auf ihrem Handy oder PC zu lesen. In Deutschland und den Niederlanden wären hingegen nur 35 Prozent dazu bereit. Selbst in den USA würde nur gut die Hälfte der Leser einer Zeitschrift die Treue halten, die nur noch digital erscheint.

Wie viel eine digitale Zeitschrift kosten darf, hängt auch von der Art des digitalen Angebots ab, berichten die Analysten. Für eine Zeitschrift auf dem Handy würden Käufer im Durchschnitt nur 35 Prozent vom Preis der Printausgabe zahlen, für ein E-Paper auf dem PC hingegen 47 Prozent. Im Paket mit dem gedruckten Titel würden digitale Zeitschriften für Verlage sogar zum Verlustgeschäft. Denn für E-Paper und Printmagazin gemeinsam seien Konsumenten nur bereit, 66 Prozent vom Preis des Magazins zu zahlen. Dies erkläre auch, warum Zeitschriftenverlage digitale Ausgaben und die Printversion ihrer Zeitschriften unterschiedlich gestalten.

Für die Studie „The medium is the message – Outlook for Magazine Publishing in the Digital Age“ befragte PwC gut 5 000 Leserinnen und Leser in zehn Ländern, darunter über 500 aus Deutschland.

www.pwc.de