CMA nennt Kriterien für neues Fleisch-Prüfsiegel

Nicht strengere Produktionsauflagen, sondern vereinfachte Kontrollmechanismen sollen dem neuen Fleisch-Prüfsiegel zum Durchbruch verhelfen. Das Siegel soll im Mai eingeführt werden und einen Marktanteil von 50 bis 80 Prozent erreichen.

Auf der Grünen Woche hatte der Vorsitzende des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF), Manfred Härtl, zwei neue Prüfsiegel angekündigt, für die auch das Verbraucherschutzministerium bereits eigene Vorstellungen entwickelt habe.

Während Härtl am Freitag mit Verbraucherschutzministerin Renate Künast die beiden neuen Prüfzeichen diskutierte, nannte sein Sohn Günter Härtl, Geschäftsführer von Unifleisch in Erlangen, im Gespräch mit dem Handelsblatt bereits Einzelheiten: Es werde, sagte Härtl, ein neues Prüfsiegel der CMA für Rind- und Schweinefleisch geben. Das andere Siegel sei ein Öko-Prüfsiegel, das auf eine breite Marktdurchdringung angelegt sei.

Die CMA hatte bereits 1992 ein Prüfsiegel für besonders hochwertiges Rindfleisch eingeführt. Es verlangt Geburt und Mast der Schlachttiere in Deutschland, den Verzicht von Medikamenten und Leistungsförderern, kurze Transportzeiten, die vertragliche Verknüpfung aller beteiligten Produktionsstufen sowie eine lückenlose Rückverfolgbarkeit. Obwohl das Prüfsiegel von der CMA mit großen Summen beworben wurde, erreichte es nur einen Marktanteil von ca. 5 Prozent.

Im Gespräch mit der Marketing-Zeitschrift absatzwirtschaft sagte CMA-Referatsleiter Michael Worringen, dass sich seit der Einführung dieses ersten Prüfsiegels zahlreiche Fleischerzeuger und -verarbeiter zu den Qualitätsstandards verpflichtet hätten, die das Prüfsiegel verlangt. Allerdings würden die entsprechenden Kontrollen oft nicht von der CMA, sondern von anderen unabhängigen Stellen überwacht.

Eine zweite Kontrolle durch die CMA lehnten viele Bauern und Schlachthöfe ab. „Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit Vertretern der gesamten Fleischwirtschaft das Prüfsiegel nachhaltig überarbeitet“, sagte Worringen.
Die wichtigste Neuerung: Bei der Vergabe des neuen Prüfsiegels wolle sich die CMA nun in stärkerem Maße auf die in Eigenregie durchgeführten Kontrollen verlassen. Anhand bereits vorhandener Prüfberichte würden „Kontrollen der Kontrollen“ durchgeführt. „So können wir 50 bis 80 Prozent des gesamten Fleischabsatzes unter die Fittiche des CMA Prüfsiegels bekommen“, sagte Worringen. Dies entspreche einem Marktvolumen von mindestens 30 Mrd. DM. Bereits im Mai wolle die CMA das neue Prüfzeichen einführen.

Laut Günter Härtl, selbst Mitglied in den zuständigen CMA-Projektgruppen, ist das neue Prüfsiegel für Rind- und Schweinefleisch nicht als kurzfristige Reaktion auf BSE zu verstehen. Bereits vor einem Jahr hätten CMA und Fleischwirtschaft begonnen, die Richtlinien für das Siegel zu definieren. Wenn das neue Prüfzeichen aber nur die Errungenschaften der letzten Jahre dokumentiert, kann es nicht für mehr BSE-Sicherheit stehen. Wozu dann überhaupt ein neues Prüfzeichen? „Wir machen ja jetzt schon viel“, sagt Günter Härtl. „Das neue Prüfzeichen wird diese bestehenden Bemühungen dokumentieren.“

Martin Seiwert