Bürger bewahren sich trotz Wirtschaftskrise positive Grundhaltung

Trotz anhaltend schlechter Nachrichten verfallen die Deutschen nicht in Untergangsstimmung, bewerten dabei die eigene Lage deutlich besser als die allgemeine. Zu diesem Ergebnis kommt Renate Köcher, Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, in der Wirtschaftswoche.

Laut Köcher hat sich innerhalb von drei Wochen die Zahl derer, welche die Finanzkrise außerordentlich beunruhigt von 50 auf 38 Prozent verringert. Der Anteil derer, die die Situation weitgehend sorglos betrachten, stieg von 15 auf 23 Prozent. Köcher: „Die Mehrheit hat den Eindruck, dass die Regierung auf die Krise richtig und besonnen reagiert hat.“ Mehr als die Hälfte der Bürger hält das staatliche Rettungspaket für richtig, nur 17 Prozent finden es falsch.

Negativ entwickelt haben sich laut Allensbach die Konjunkturerwartungen der Bürger: Machten sich Anfang September nur 38 Prozent Sorgen um die Konjunktur der nächsten Monate, sind es heute annährend 60 Prozent. Auseinander klaffen die Einschätzungen der Bürger beim Blick auf die allgemeine Arbeitslage und die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes: Seit August ist die Erwartung, dass Deutschland in einem Jahr mehr Arbeitslose verzeichnen wird als heute, von 31 auf 48 Prozent angestiegen. Im selben Zeitraum haben sich die Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz hingegen nur wenig erhöht: Im August fürchteten 11 Prozent aller Berufstätigen um die Sicherheit ihres Jobs, heute 14 Prozent. Renate Köcher: „Unter der Besorgnis über die Auswirkungen der Finanzmarktkrise und die Entwicklung der Wirtschaft liegt zurzeit noch ein Bodensatz von Grundoptimismus, der sich aus der stabilen eigenen Lage, steigenden Einkommen und Entlastungen durch die rückläufige Inflation nährt.“

„Insgesamt“, meint Köcher, „ist die Stimmungslage der Bevölkerung von einer großen Skepsis, aber keineswegs von einer krisengetriebenen Weltuntergangsstimmung geprägt.“ Laut Allensbach sehen nur 27 Prozent den kommenden Monaten mit großen Befürchtungen entgegen, 28 Prozent mit abwartender Skepsis; 35 Prozent sind nach wie vor optimistisch gestimmt – allen voran die junge Generation. Köcher: „Wie sich die private Nachfrage entwickelt, wird ganz wesentlich davon abhängen, ob der noch immer weit verbreitete Grundoptimismus wieder Nahrung findet oder unter dem Trommelfeuer der Hiobsbotschaften zum Erliegen kommt.“
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