BOL muss zugunsten des Clubgeschäfts weichen

Gestern nachmittag bestätigte Bertelsmann, was bereits bekannt geworden war: Aus dem reinen elektronischen Einzelhandel von Medienprodukten in Europa wird sich die Direct-Group Bertelsmann zurückziehen.

Für die BOL-Geschäfte in Deutschland und
Schweiz und den Niederlanden sowie für die Beteiligung
an Bokus in Schweden (früher: BOL) mit insgesamt rund 140
Mitarbeitern werden verschiedene Ausstiegsoptionen sondiert. Man werde versuchen, BOL so bald als möglich zu verkaufen. Nur im äußersten Notfall komme eine Schließung in Frage, so Ewald Walgenbach, Chef der Direct-Group, in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Er habe bereits mit Amazon-Chef Jeff Bezos gesprochen. An dem
im Joint Venture betriebenen BOL-Geschäft in Italien und an BOL China
will die Direct-Group festhalten. Diese beiden Geschäfte seien bereits
vollständig in die jeweiligen lokalen Clubs integriert.

Ein
entsprechender Beschluß des Vorstandes sei dem Aufsichtsrat
zugeleitet worden, hieß es in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung. Von den jetzigen Veränderungen nicht betroffen sei das US-Geschäft
BeMusic, in dem die E-Commerce-Aktivitäten von CDNOW vollständig in
den Musikclub BMG MusicService integriert sind, sowie die Beteiligung
an barnesandnoble.com in Höhe von 36,2 Prozent.

International erwirtschaftet BOL heute unter vier Prozent des
Gesamtumsatzes der DirectGroup. Die nach der Integration in die
lokalen Clubgeschäfte im Mai 2001 erhofften Synergieeffekte blieben
insgesamt unter den Erwartungen. BOL wachse, sei aber als Anlaufgeschäft
noch nicht profitabel.
Integriert in die Clubgeschäfte solle das Internet aber ein wichtiges
Wachstums- und Innovationsfeld bleiben.

Nach neuesten Meldungen hat sich auch das Napster-Thema erledigt, denn ein US-Gericht hat aktuell die Übernahme von Napster durch den Bertelsmann-Konzern untersagt. Damit hat das Gütersloher Unternehmen einen weiteren Problemfall vom Tisch. Ex-Chef Thomas Middelhoff hatte noch versucht, die insolvente Tauschplattform in einen kostenpflichtigen Abonnenten-Service umzuwandeln. Dafür lag ein Angebot von neun Mio. Dollar vor, die die Schuldner Napsters erhalten sollten. Konkurrierende Vertreter der Musikindustrie hatten die Summe vor Geicht aber als zu niedrig abgelehnt.

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