Beschwerden über Werbung nehmen zu

Die Beschwerden über kommerzielle Werbung haben im vergangenen Jahr in Deutschland deutlich zugenommen. Wie der Deutsche Werberat mitteilt, gingen 2006 insgesamt 1.116 Proteste ein, während es im Jahr zuvor nur 788 waren. Die Anzahl der einzelnen betroffenen Kampagnen ist jedoch von 403 auf 341 zurückgegangen.

Der Werberat hat infolge insgesamt 63 Werbemaßnahmen der Wirtschaft beanstandet. Davon reagierten 61 umgehend und stellten ihre Kampagnen ein oder änderten sie, in zwei Fällen musste jedoch zuerst eine öffentliche Rüge erfolgen. Der Rendsburger Funknetzanbieter klarmobil schaltete eine Zeitungsanzeige mit der Darstellung eines nackten Frauenoberkörpers und dem Text „Lust auf ne billige Nummer? Kannst auch Deine alte mitbringen“. Werberat sowie Beschwerdeführer waren der Ansicht, das Sujet verstoße gegen Branchengrundsätze und verletze die Frauenrechte. Die zweite öffentliche Rüge wurde ebenfalls aufgrund einer Frauendiskriminierung fällig. Das Unternehmen KS Autoglas zeigte auf seinem Firmenwagen einen Frauenpo in Spitzendessous. Dazu richtete sich ein Pfeil auf ein Muttermal am Gesäß und dabei stand „Steinschlagreparatur“ sowie „Solche Flecken auf Ihrer Windschutzscheibe reparieren wir kostenlos“.

Besonderen Aufruhr hat die MTV-Kampagne zur Trickserie Popetown erzeugt. Neben einem leeren Kreuz auf einem Hügel war zu lesen „Lachen statt Rumhängen“. Im Vordergrund der Anzeige saß Jesus mit Dornenkrone und Fernbedienung vor einem TV-Gerät. Nach dem Tadel des Werberats zog MTV die Werbung zurück. Schwerpunkt der bürgerlichen Kritik waren gesellschaftliche Aspekte. Über ein Drittel der Beschwerden richtete sich gegen vermeintliche Diskriminierung von Frauen. Etwa ein Viertel davon wurde vom Werberat aufgegriffen und behandelt. Weitere Kritikpunkte waren Gewaltdarstellungen, Gefährdung von Kindern oder die Diskriminierung bestimmter Personengruppen.

In Hinblick auf die einzelnen Medien gab es die meiste Kritik mit je 54 Beschwerdefällen an Fernseh-Spots und Außenwerbung. Dahinter kamen Prospekte, Anzeigen in Zeitungen, Publikumszeitschriften, Radio-Spots und Internetkampagnen. Proteste gegen Werbemaßnahmen in Fachzeitschriften, Kino und E-Mails wurden im vergangenen Jahr kaum eingebracht. Generell warnt der Werberat vor zu viel Einmischung der Europäischen Kommission. Brüssel wolle die selbstdisziplinären Einrichtungen der Werbewirtschaft für Eingriffe in die Werbung instrumentalisieren, so Jürgen Schrader, Vorsitzender des Deutschen Werberats.pte

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