Berufliches Netzwerken: Real schlägt virtuell

Wie wichtig ist Netzwerken in mittelständischen Unternehmen und welche Bedeutung hat es für deren Führungskräfte? Dieser Frage hat sich die Universität Sankt Gallen– in enger Kooperation mit netzwerk-experten.com – Ende vergangenen Jahres in einer Studie gewidmet, für die sie rund 5.000 Geschäftsführer und Führungskräfte von mittelständischen Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragte
Für die meisten Arbeitnehmer ist das Netzwerken in der realen Welt von größerer Bedeutung als die virtuelle Vernetzung

Im Interview mit absatzwirtschaft gibt Guido Hunke, Initiator von netzwerk-experten.com, einen kurzen Überblick über die wesentlichen Ergebnisse.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Studie zum Thema Netzwerken durchzuführen?
Ich beschäftige mich seit über zehn Jahren mit dem Thema „Netzwerken“ und wollte nun das Thema wissenschaftlich untersuchen lassen um zu erfahren, wie Unternehmen und ihre Führungskräfte zum Thema „Netzwerken“ stehen und wie sie dieses Thema für sich nutzen. Aufgrund dessen bin ich an die Universität Sankt Gallen herangetreten und wir haben gemeinsam eine entsprechende Studie entwickelt und diese dann bei den o.g. Unternehmen durchgeführt.

Welche Ergebnisse haben Sie bei der Auswertung der Studie überrascht?
Überraschend für uns war, wie die Netzwerkarbeit in den Unternehmen integriert ist: In nur 17 Prozent der befragten Unternehmen erfolgt ein „Controlling von Netzwerkaktivitäten“ und nur ein Drittel der Befragten gaben an, dass in ihrem Unternehmen eine Schulung und Sensibilisierung ihrer Mitarbeiter zum Thema Netzwerken erfolgt. Diese Ergebnisse überraschen insbesondere deshalb, weil rund zwei Drittel der Befragten äußern, dass sie netzwerken, um neue Kunden zu akquirieren.

Was ist den Studienteilnehmern wichtiger, das Online- oder Offline-Netzwerken?
Nur rund ein Drittel der Befragten sagen, dass „Online-Netzwerken“ für sie „wichtig“ oder „sehr wichtig“ – im Vergleich dazu: rund 50 Prozent gaben an, dass „Offline-Netzwerken“ für sie „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ist. Weiterhin fällt auf, dass rund 85 Prozent der Befragten angeben, dass sie „Online-Plattformen“ nutzen, um „mit Personen beruflich in Kontakt zu bleiben wollen“ jedoch andere Gründe wie „fachlicher Austausch“ oder „Nutzung von Online-Plattformen als Analyse-Tool“ eine eher untergeordnete Rolle spielen. Diese Ergebnisse zeigen, dass hier durchaus noch Handlungsbedarf besteht.

Welche Online-Plattformen nutzen die Teilnehmer am häufigsten?
Die Teilnehmer der Studie nutzen am häufigsten die Plattform Xing für berufliches Netzwerken – über 50 Prozent der Befragten gaben an, dass Sie Xing aktiv nutzen. Facebook spielt für die Befragten eine deutliche geringere Rolle. Hier gaben nur knapp 20 Prozent der Befragten an, dass sie Facebook aktiv nutzen.

Warum glauben Sie, steht „Offline-Netzwerken“ höher im Kurs?
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der „persönliche Draht“ im Geschäftsleben unverzichtbar ist. Über ihn läuft nach wie vor das Gros der Geschäfte. Für jüngere Führungskräfte ist es zum Beispiel wichtig zu erkennen, dass man auf digitalem Wege sehr viel vorbereiten und anbahnen kann, aber der persönliche Handschlag und der Augenkontakt unersetzbar sind. „Offline und Online-Netzwerken“ sollten sich im Idealfall perfekt ergänzen, um so durch das Zusammenspiel die Unternehmensziele besser zu erreichen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz der Unternehmen auf die Studie?
Wir sind mit der Rücklaufquote – sprich der Anzahl der Personen, die sich an der Studie beteiligt haben – sehr zufrieden. Diese liegt bei 10,24 Prozent und ist als überaus positiv zu bewerten. Auch dass rund 80 Prozent der Befragten sagen, dass Netzwerken für sie wichtig ist, zeigt die große Bedeutung des Themas für den Mittelstand.