Bertelsmann will sparen

Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann stellt seinen eine Mrd. Dollar schweren Vertrag über Online-Werbung mit dem spanischen Internet-Portal Terra Lycos in Frage. Das wäre für das Portal, das ein Drittel seiner Medienumsätze mit dem Kunden Bertelsmann macht, ein harter Rückschlag, berichtet die "Financial Times".

Auch für den schwachen Online-Werbemarkt würde ein solches Signal nichts Gutes bedeuten. Zudem offenbart der Fall die oftmalige Abhängigkeit vieler europäischer Internet-Unternehmen von einem einzigen Großkunden.

Bertelsmann hatte am Höhepunkt des New-Economy-Hype im Mai 2000 mit dem in Barcelona ansässigen Webportal vereinbart, gemeinsam mit der spanischen Telefonica über fünf Jahre verteilt eine Mrd. Dollar (1,14 Mrd. Euro) zu investieren. Vorgesehen waren Leistungen wie Werbung, E-Commerce, Download-Geschäfte, Promotion sowie Vertrieb von Musik und Büchern.

Die erste Tranche von 325 Mio. Dollar (370 Mio. Euro) war bis Oktober 2002 vorgesehen und ist größtenteils bereits ausgegeben. Der Löwenanteil von 675 Mio. Dollar (768 Mio. Euro) sollte danach optional bis 2005 investiert werden. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage neigt man bei Bertelsmann laut FT offensichtlich dazu, diese Tranche entscheidend zu reduzieren. „Eine Mrd. Dollar ist viel Geld, vor allem seit die Preise für Werbung so dramatisch gefallen sind“, zitiert die FT einen Unternehmenssprecher von Bertelsmann.

Diese Abhängigkeit von einem Großinvestor ist keine Seltenheit bei europäischen Internet-Unternehmen, die offensichtlich „Nesthocker“ sind. Der größte Provider Europas, T-Online, verdient beispielsweise über die Hälfte seiner Medienumsätze mit der Mutter Deutsche Telekom. (pte.at)

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