Basis für beruflichen und privaten Erfolg

"Wahrscheinlich verliere ich morgen meinen Arbeitsplatz“. „Immer werden andere befördert“. Was aber haben diese Aussagen gemeinsam? Auf den ersten Blick eigentlich nichts! Geht es im zweiten Fall nur um eine Beförderung, so geht es im ersten Zitat gar um die eigene Existenz. Doch treffen beide Aussagen den gleichen Bedarf für jeden von uns: das Egomarketing für die eigene Person. Denn nur wer sich selbst aktiv vermarktet, hat überhaupt noch eine Chance, sich im harten Arbeitsumfeld zu behaupten oder gar zu entwickeln.

These 1: Egomarketing – eine Basis für beruflichen und privaten Erfolg!

„Sicherung und Entwicklung der eigenen Position durch Egomarketing“

Die Hersteller von Markenartikeln beweisen es dem Markt seit langem: Ob ein Angebot zum Renner oder Penner wird, hängt nicht nur von der objektiven Qualität eines Produktes ab. Kaufentscheidend ist gleichwohl das Image, also die mit einer Ware assoziierten Eigenschaften, als auch die Präsenz im Umfeld des Konsumenten. Und so verhält es sich auch bei der Entwicklung eines Angestellten. Laut Untersuchungen entscheidet neben der persönlichen Leistung vor allem der Bekanntheitsgrad, ein aktives internes und externes Netzwerk, die sog. „interne Politik“ und das Image einer Person im Unternehmen über die weitere Karriere und dann erst die erbrachte Leistung.

Der Bekanntheitsgrad, das Image und Netzwerk einer Person resultieren widerrum aus dem persönlichen Marketing. Und das Marketing die Ausrichtung des Angebots an den Bedürfnissen der Abnehmer ist, lernen wir in den Standardwerken der Betriebswirtschaft seit Jahren. Dass dies auch für das Arbeits- und Privatleben gilt, ist jedoch selbst Marketingfachleuten und Managern oft nicht bewusst. Dies ist auch der Grund, warum unter Ego- bzw. Selbstmarketing nicht nur die persönliche PR Arbeit bzw. die erfolgreiche Jobsuche zu verstehen ist – wie es aber in den meisten bisherigen Publikationen heißt. Vielmehr gehören zu der Vermarktung der eigenen Person alle klassischen Marketing Methoden, von der kritischen Analyse des eigenen Marktes bis hin zur Definition der eigenen Positionierung und der Ausführung durch geeignete Marketing Instrumente. Also holen Sie wieder einmal Ihre Betriebswirtschaftsbücher aus dem Regal und studieren das klassische Marketing, diesmal mit sich selbst als Zielperson.

„Berufliche Frustration auch durch falsche Position und inadäquater Stelle“

Sind Sie eigentlich glücklich mit Ihrer beruflichen Funktion und Position? Passt Ihr Job zu Ihrem Charakter, Ihrer Ausbildung und Qualitäten? Haben Sie sich selbst zu dieser Tätigkeit entschieden?

In einer Kurzumfrage unter Führungskräften erklärte eine ganze Reihe von ihnen, dass ihre aktuelle Tätigkeit sie nicht befriedigen würde. Ferner empfinden sie selbst ihre Leistungsfähigkeit als nicht ausreichend und ihren Beitrag zu der existenziellen Entwicklung ihrer Arbeitgeber als zu gering. Im schlimmsten Fall diskutierten Betroffene sogar, dass sie ihre hohen Gehälter bei einer kritischen Betrachtung gar nicht wert sind.

Was aber sind die Gründe für diese persönlichen, schicksalhaften Entwicklungen? Warum akzeptieren diese Menschen trotzdem ihre Rollen? Oft sind die „Fortschritte“ auf der Karriereleiter fremd gesteuert, so wie die Berufung zu einer neuen Aufgabe oder Position. Selbst der Start ins Berufsleben und die hierfür notwendige Motivation kommt bei kritischem Hinterfragen oft aus dem persönlichen Umfeld (z.B. Beruf des Vaters, Hochschule). Man ist durch sein Umfeld, oft zusammen mit dem Ehrgeiz nach Geld, Ansehen und Macht, gelenkt und ignoriert dabei seine persönlichen Wünsche und Interessen.

Wie aber soll eine Führungskraft andere führen und motivieren, die sich selbst nicht auf ihrer Position wohl fühlt? Langfristig sicherlich nicht. Vielmehr sollte man sich ehrlich fragen, was und wohin man selbst will! Man muss sich aus der Gruppendynamik seiner Umwelt befreien, um sich selbst zu helfen. Ein Dasein in der Gruppe garantiert nämlich kein Überleben. So wie in der Tierwelt: Gnus, die bevorzugte Nahrung von afrikanischen Tigern, leben ausschließlich in Herden und lassen sich von diesen treiben. So können zwar kranke Tiere kurzfristig leichter überleben, werden aber dennoch regelmäßig von den Tigern gejagt und erlegt. Mit anderen Worten: Teams sind gut, doch nur so lange jeder eine „gesunde“, individuelle Alleinstellung beiträgt, die widerrum durch die persönliche Leistung, das Image, die Bekanntheit und die Wahl der eigenen Qualitäten, also das eigene Ego-Marketing beeinflusst wird.

These 2: Jeder kann Egomarketing für sich einsetzen!

Jetzt ist es leicht, die vorher genannten, generellen Empfehlungen im Rahmen des Egomarketings zu geben. Aber wie gelingt die Umsetzung dieser klassischen Marketing Aussagen auf die eigene Person? Was konkret ist zu machen, damit man sich von der breiten Masse unterscheidet? Gilt das Egomarketing nur für leitende Führungskräfte oder für jeden von uns? Warum überhaupt soll man sich von den anderen Differenzieren?

Grundsätzlich gilt, dass jeder von uns verschiedenen Märkten angehört! Ob Führungskraft in einem Unternehmen, Mitglied in einem Team oder Verein, Sekretärin des Chefs, einfacher Angestellter, im Freundeskreis, auf dem Arbeitsmarkt oder als Funktionär in einem Verband, stets befindet man sich in einem Geflecht mit Mit- oder Gegenspielern, oder krasser formuliert mit „Freunden“ und „Feinden“.

Unsere eigenen Märkte bestehen – wie bei Industrieprodukten und Dienstleistungen – aus Angebot und Nachfrage. Ob ein Verein einen neuen Kassenwart oder ein Projektteam einen Experten sucht, steht gilt es, als Einzelperson solche Nachfrager zu identifizieren und diese von seinen eigenen Leistungsfähigkeit / Expertise zu überzeugen. Hierzu ist es aber notwendig, sich vorab über seinen eigenen Stärken und Alleinstellungsmerkmale bewusst zu werden. So hat es keinen Sinn, sich für die Funktion eines Kassenwartes zu bewerben, wenn man selbst kein Kaufmann ist, aber andere Bewerber diese Qualifikation mehr als genügend mitbringen. So auch in Projektteams oder bei der Besetzung von Stellen: Im Voraus ist abzuklären, welche Mehrwerte man für eine solche Position mitbringt, bzw. welche Kompetenzen bis dahin noch zu erwerben und zu beweisen sind.

Und wie am Beispiel des Gnus gezeigt: In jedem Gebilde mit anderen Menschen zählen wir nur soviel, wie wir an persönlichen Beiträgen und Stärken einbringen können. Schwäche hingegen hilft Teams selten weiter, sondern kann diese sogar langfristig gefährden. Die individuellen Stärken stellen für unsere Teams hingegen wichtige Mehrwerte dar und sichern die langfristige Existenzsicherung. Und jeder hat seine persönlichen Stärken, basierend auf bisherigen Lebenserfahrungen, angelernten Qualifikationen und gelebten, sozialen Kompetenzen. Zu diesen Mehrwerte für eine Umgebung zählen sowohl Fachkompetenzen (Kassenwart im Verein, Experte in einem Projekteam) als auch die soziale Kompetenz (Liebe in der Familie, Sympathie im Freundeskreis).

Aber Vorsicht: Bei Angebot und Nachfrage braucht es keine Pseudo-Angebote. Die Zeit nach dem Hype der New Economie hat uns erneut gezeigt, dass nur seriöse Angebote mit echten Mehrwerten bei Nachfragern langfristig überleben. Zu einem seriösen Angebot gehört auch die ehrliche Aussage über sich selbst. Wir alle sind keine Superstars. Zwar suchen z.B. Arbeitgeber oder Vereinsvorstände immer DEN Besten, doch sind die meisten „Stellenausschreibungen“ selten realistisch. Wie sonst ist es zu begründen, dass Headhunter gerade meist beim Wettbewerber nach „dem Richtigen“ fündig werden, der sich dann beim neuen Arbeitgeber bestenfalls auch nur als normaler Mensch erweist. Oft vernachlässigen also die Auftraggeber dieser Personalsucher ihren eigenen Mitarbeiterstamm. Dies resultiert aber nicht nur aus der Ignoranz vieler Unternehmen und Manager, sondern erneut aus der fehlenden Eigenvermarktung, also dem Egomarketing, der Mitarbeiter.

Mit anderen Worten: Wie bei der Produktentwicklung innovativer Konsumgüter etc. gilt es auch als Mitarbeiter seinen Markt im Voraus auf die Bedürfnisse der potentiellen Kunden (dem Arbeitgeber) sowie seine eigenen Stärken zu analysieren („Marktforschung“), um dann in Folge sein eigenes Leistungsportfolio zu konzipieren.

These 3: Egomarketing fängt im Kopf an!

Jeder innovative Prozess startet zunächst einmal mit einer kritischen Analyse des Ist und der kreativen Sammlung von Alternativen. Doch wer nimmt sich gezielt die Zeit, sich selbst kritisch in seinem Markt (Unternehmen, Abteilung, Verein, Team etc.) zu betrachten und neue Wege zu ersinnen. Wer aber noch nicht einmal fünf Minuten am Tag über sein Umfeld, seine Ziele und Wünsche, seine Kompetenzen und neue Ideen motiviert nachdenkt, darf keine Verbesserung erwarten. Während in Unternehmen oft feste Prozesse für die Ideenfindung, die kontinuierliche Verbesserung (z.B. KVP, KAIZEN) etabliert sind, fehlt es uns selbst an Kraft, uns regelmäßig kritisch zu überprüfen.

Aber trotzt dieser aufgezeigten Instrumente bleibt das Egomarketing – wie auch das klassische Unternehmens- und Produktmarketing – zuerst eine Denkhaltung und erst in einem zweiten Schritt eine Ansammlung von möglichen Instrumenten. Wie auch sollen die besten Instrumente ohne die notwendige Vision und Philosophie wirken? Ein Maurer sieht auch zuerst im Geist das zu bauende Haus und kennt die Einsatzmöglichkeiten eines Hammers bevor er mit dem Hausbauen anfängt.

These 4: Egomarketing nutzt die klassischen Marketing Instrumente!

Marktanalyse
Kritische Selbstbetrachtung von Stärken und Schwächen, eigenen Zielen und den Möglichkeiten des Marktes

Marketingkonzept
Eigene (Marketing-)Strategie: Wollen Sie wirklich in der Championsleague spielen, oder nicht lieber in der Kreisliga, um dafür aber mehr Zeit für ein Privatleben zu haben? Die Championsleague bedeutet hingegen viele Entbehrungen, wie weniger Zeit für das Privatleben, kontinuierliche Machtkämpfe zum Erhalt der eigenen Position – egal ob im Fussball oder in einer Firma.

Einsatz von (Marketing) Instrumenten
Analog den berühmten 4Ps von Philip Kotler in seiner Definition von Marketing und dem „Marketing Mix“, finden auch diese Ps für das Egomarketing Anwendung:

  • Produkt: die Definition der eigene Person, mit Leistungsfähigkeit, Qualifikation, Erfahrungen, Stärken und Schwächen, beginnt mit der Auswahl der Ausbildung (Abitur, Hochschule, Fachrichtung, Weiterbildung etc.), persönlicher Interessen (Hobbies, Familie, Reisen) und Engagements (Verbände, Politik, soziale Kampagnen, Kultur)
  • Preis:sprich Gehalt und die Entscheidung bei einem Stellenwechsel vielleicht auch mal weniger Geld in Kauf zu nehmen
  • Promotion / Kommunikation:das Veröffentlichen von Fachartikeln, Darstellung der eigenen Leistung ins Unternehmen, aber auch z.B. im Freundeskreis
  • Platz / Distribution: wo bin ich, wo will ich leben, bin ich mobil oder an meinen Standort verhaftet? In welcher Abteilung fühle ich mich wohl, welche Abteilung / Team gibt mir meine nötigen Freiräume oder Sicherheiten?

These 5: Kein Egomarketing ohne Motivation und Optimismus!

In vielen Gesprächen hört man zu der hier geäußerten Notwendigkeit des Egomarketings, dass dies grundsätzlich richtig, aber für die eigene Person nicht anwendbar sei. Wie soll man als kleines Licht in einer großen Firma sich selbst besser vermarkten? Was würden die Kollegen oder der Chef dazu sagen? Wie soll man dies ohne eigene Marketingkompetenzen bewirken?

Das Marketing bietet eine Reihe erprobter Instrumente, wie die Definition des eigenen „Produktes“ und die Vielzahl von Kommunikationstechniken. Der Anfang aber liegt eher auf der psychologischen Ebene. Zuerst sind die vielen persönlichen Vorwände wegzureißen, die als Alibi gegen Engagement und eine Veränderung des bisherigen Verhaltens sprechen. Analog der Regeln der Psychologie, des Neuro Linguisitschen Programmierens, der Transaktionsanalyse etc. gilt es, eine Veränderung als Chance zu verstehen und sich nicht hinter Vermutungen, Generalisierungen und Hypothesen zu verstecken.

Alles ist erreichbar, man muß es nur wirklich wollen und versuchen! Doch ohne den notwendigen Mut und Zweckoptimismus erreicht man nichts. Der Autor vergleicht im Rahmen seiner Vorlesungen „Marketing“ auch gerne mit dem Prozess des Flirtens: Jemand der es nie wagt, seine Traumfrau bzw. seinen Traummann anzusprechen und diese / diesen von seiner eigenen Person (also dem Mehrwert und Stärken) zu überzeugen, wird seinen Traumpartnern auch kaum für sich gewinnen. Und so auch in Unternehmen oder in einem Verein: Wer sicht nie aus der Masse hervorhebt, sollte nie auf ein Wunder warten.

Erfolgreiche Markenartikel sind oft Artikel, die sich als erste in vollkommen neue Märkte positioniert haben. Nimmt man große, alte Marken wie Coca Cola, Nivea, Spalt, Persil oder den letztjährigen Preisträger des Deutschen Marketingverbandes – Red Bull -, so brachen diese Artikel am Anfang mit dem Bewährten und eingefahrenen Wegen. So auch im Egomarketing: Optimismus und Selbstmotivation hat oft auch mit ein wenig „Verrücktsein“ zu tun, solange man darunter die Freiheit versteht, neue oder unübliche Wege zu gehen.

So kann Egomarketing bedeuten, in seinem Unternehmen eine neue, wichtige Initiative (z.B. betriebliches Vorschlagswesen, Datenschutz oder ein Projekt) zu initiieren. Indem man sich aus der Allgemeinheit bzw. der Masse herauswagt, wird man für alle sichtbar, unterscheidbar aber auch angreifbarer – womit wir wieder bei dem oben genannten Mut sind. Verrücktsein darf aber nicht dem eigenen Charakter widersprechen! Auch bei Nivea oder Persil liegt die Kunst, einen einmal etablierten Markenkern nur vorsichtig der Dynamik der Zeit anzupassen ohne die eigene Identität zu gefährden.

These 6: Egomarketing bedeutet nicht Egoismus, sondern Teamfähigkeit!

Leicht kann man „Egomarketing“ mit „Egoismus“ assoziieren, doch dem ist nicht so. Zwar starten beide Worte mit „Ego“, doch charakterisiert dies nur die Aufforderung, den Menschen selbst zu betrachten. Ziel ist aber nicht, diesen in den ausschließlichen Mittelpunkt zu stellen. Vielmehr dient Egomarketing der persönlichen Zufriedenheit durch die effizientere Nutzung der eigenen Ressourcen, Kompetenzen und Stärken – auch zum Wohle seiner Umwelt (Team, Firma, Verein etc.). Nach dem Motto „eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied“ dient Egomarketing deshalb auch der Stärkung von Teams und ganzen Firmen.


Autor: Dr. Markus Disselkamp, Disselkamp & Co.
eingstellt am 27. November 2002