Automatische Accounts nehmen bei Pinterest zu

Das amerikanische soziale Netzwerk Pinterest hat erst kürzlich die 13-Millionen-User-Marke überschritten und lockt deshalb auch Subjekte an, die das schnelle Geld wittern. Die zunehmende Eigenständigkeit von automatischen Accounts, sogenannten Bots, eröffnet den Goldgräbern neue Möglichkeiten. Diese verbreiten Bilder, die auf den Amazon-Affiliate-Account des Hintermannes verweisen. Wird das Bild angeklickt und anschließend ein Einkauf getätigt, erhält der Herr der Maschinen-Profile eine Provision.

„Solcher Missbrauch ist nicht eindämmbar. Sobald eine neue Technologie existiert, gibt es Versuche, sie für Zwecke zu gebrauchen, für die sie nicht konstruiert wurde. Das kann Kunst sein, aber auch Missbrauch. Bei diesem Pinterest-Trick handelt es sich um klassischen Spam. Den gibt es auf allen Kanälen“, sagt Benedikt Köhler von der AG Social Media. Die Betreiber müssten sich, wie überall, auf ein Wettrüsten mit den Übeltätern einlassen.

Der Betrug schadet auf den ersten Blick eigentlich keinem. Denn der Kunde, der einen Einkauf tätigt, merkt nicht, dass ein Teil des Preises an einen Mittelmann abfließt und der Anbieter wird die Zahlung einer Provision verschmerzen können. Allerdings füllen Automaten-Accounts die Popularitätslisten von Pinterest und verstopfen die Kanäle für Botschaften, die tatsächlich Inhalte transportieren. „Der Nutzen für die Besucher nimmt stark ab“, bekräftigt Köhler. Pinterest rankt User und Pins nach der Anzahl der Likes und Repins.

Ein Netz aus Bots, die automatisch kommentieren und weiterverschicken können, beherrscht so schnell die Rankings. „Die Social-Media-Plattformen sind ein ungeheurer Entwicklungsmotor für die Bots. Jedes Posting hilft Maschinen zu lernen, menschliche Sätze zu bauen. Der technische Fortschritt und die riesige Datenmenge haben bereits dazu geführt, dass Twitter-Bots oft nicht mehr von Menschen zu unterscheiden sind. Für eine Konversation reicht es noch nicht, für einfaches Posten aber sehr wohl“, erklärt Köhler.

Ein User namens „Gimme4free“ prahlt offen mit den hohen Beträgen, die seine Pinterest-Bots ihm eingebracht haben, wie mashable.com berichtet. Seine Programme haben die Pinterest- Zugangshürden ausgehebelt und schaffen und erhalten sich ihre eigenen Netzwerke, indem sie sich auch selbständig neue Freunde suchen. Mit 1 000 Dollar, die Gimme4free nach eigenen Angaben täglich mit seinem System verdiente, war der Programmierer nicht zufrieden. Deshalb hat er kürzlich begonnen, seine Bots auch zum Verkauf anzubieten. Für 250 Dollar pro Stück kann jeder seine eigene Abzock-Maschinerie eröffnen.

Die Sicherheitsvorkehrungen von Pinterest sind nutzlos gegen die Bots. Der Erschaffer der Bots hat mit cleverer Programmierung sämtliche Beschränkungen aufgehoben. Normalerweise erlaubt Pinterest beispielsweise nur 200 neue Kontakte pro Tag. Die Bots können im selben Zeitraum mehr als eine Million Verbindungen knüpfen. Die Pinterest-Betreiber sind mittlerweile auf das Problem aufmerksam gemacht worden, haben jedoch noch keine Gegenmaßnahmen angekündigt. Lösungsvorschläge seien jedoch bereits in Arbeit, versichert Pinterest.

Mit etwas Vorsicht kann jeder Nutzer leicht verhindern, dass die eigenen Einkäufe die Machenschaften der Bot-Betreiber unterstützen. Obwohl die Maschinen sich immer menschenähnlicher verhalten, sind sie bei Weitem nicht perfekt. Ein Blick auf das Profil offenbart oft seltsame Namen, keine persönlichen Informationen, einen Link auf einen maschinenbetriebenen Twitter-Account, unnatürlich hohe Posting-Zahlen in einzelnen Kategorien oder sonstige Auffälligkeiten. Auch die Bilder selber können die Bots verraten. Sujets, die aussehen wie aus Werbekatalogen, sind mit Vorsicht zu behandeln. (pte)

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