Atomausstieg ja, aber nicht zu höheren Kosten

Über 60 Prozent der deutschen Haushaltsentscheider wollen den Kernenergieausstieg. Jedoch ist nur gut jeder Dritte bereit, dafür eine erhöhte Stromrechnung in Kauf zu nehmen. Dies ergab eine Umfrage unter 750 Haushaltsentscheidern zwischen 18 und 70 Jahren, die das Marktforschungsinstitut Dr. Grieger & Cie. kürzlich über das Onlineportal www.befragmich.de durchgeführt hatte. Das, was die Befragten zu zahlen bereit wären, deckt die von Experten geschätzten Kosten für den Kernenergieausstieg bei Weitem nicht. Die Unglücksfälle in Japan haben die Bereitschaft der Menschen, den Stromanbieter zu wechseln, einmal mehr erhöht.

Das Besondere an der Studie: Erstmalig wurden nicht Konsumenten, sondern Personen in privaten Haushalten befragt, die über den Wechsel des Stromanbieters entscheiden können: 59 Prozent der Haushaltsentscheider seien besorgt, dass es auch in Deutschland zu einem Atomunfall kommen könnte, und 61 Prozent befürworten die vollständige Abschaltung aller Atomkraftwerke im Land. An der Zahlungsbereitschaft im Falle eines Kernausstiegs mangelt es jedoch: 57 Prozent der Haushaltsentscheider wünschten sich einen Stromtarif, der zugleich günstiger ist und auf die Einspeisung von Kernenergie ins Stromnetz verzichtet. Nur 37 Prozent wären im Fall, dass vollständig auf Kernenergie verzichtet würde, bereit, mehr für ihren Strom zu bezahlen. Sie würden eine Erhöhung der Stromrechnung von 24 Prozent akzeptieren. Durchschnittlich würde das bedeuten, dass jeder Haushalt jährlich rund 83 Euro mehr zahlen müsste. Hochgerechnet bis 2020 käme so ein Betrag von insgesamt rund 30 Milliarden Euro zusammen. Diese Summe würde jedoch nur rund 18 Prozent der vom Fraunhofer Institut für den Kernenergieausstieg geschätzten Gesamtkosten von 167 Milliarden Euro ausmachen. Demgegenüber steht ein Anteil von 27 Prozent, der auf das Konto der privaten Haushalte am Gesamtstromverbrauch in Deutschland geht.

Nur jeder achte Haushalt wäre der Studie zufolge bereit, einen einmaligen Betrag zu bezahlen, um einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Kernenergie mitzufinanzieren – und zwar rund zwölf Prozent des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens, das entspricht im Durchschnitt 356 Euro pro Haushalt. Die Summe der von diesen Haushalten freiwillig übernommenen Ausstiegskosten würde insgesamt 1,7 Milliarden Euro betragen. Das sei nur ein kleiner Teil dessen, was nach Schätzung des Fraunhofer Instituts insgesamt für den Ausstieg aus der Kernenergie zu zahlen wäre. „Industrie und Staat müssen in Vorleistung gehen, wenn die Energieversorgung umgestellt werden soll. Mit der finanziellen Kraft der Haushalte ist das nicht zu schaffen“, betont Gunnar Grieger, Inhaber des Hamburger Marktforschungsinstituts. Die vollständige Studie kann kostenlos auf der Homepage des Instituts eingesehen werden.

www.grieger-cie.de