Arbeitslosigkeit weltweit die größte Sorge

Als derzeit größte Herausforderung sehen die Menschen weltweit das Thema Beschäftigung an, gefolgt von Gesundheitsversorgung und Bildungspolitik. In Deutschland machen sich immer mehr Bürger Sorgen um ihre Rente. Ein Dauerbrenner ist hierzulande außerdem die Preis- und Kaufkraftentwicklung, wie der GfK Verein im Rahmen einer Befragung herausgefunden hat.
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„Challenges of the Nations 2014”: Für diese Studie hat der GfK Verein, eine Non-Profit Organisation zur Förderung der Marktforschung, Tausende Menschen in 17 Ländern gefragt, welches die am dringendsten zu lösenden Aufgaben in ihrem Land sind.

Beim Hauptsorgenthema sind sich die Nationen weitgehend einig: Insgesamt nannte ein Drittel der Befragten Arbeitslosigkeit als wichtigste Herausforderung. Damit ist das Thema in elf der 17 untersuchten Länder Spitzenreiter. In Spanien ist die Sorge mit 74 Prozent am größten, dicht gefolgt von Frankreich mit 67 Prozent. In Italien, Polen und Nigeria sieht jeweils etwa die Hälfte der Bevölkerung einen großen Bedarf, die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

Schweden wünschen Verbesserungen im Bildungsbereich

Die Gesundheitsversorgung liegt mit 17 Prozent international auf dem zweiten Platz. In Brasilien ist sie mit 55 Prozent sogar Sorgenthema Nummer eins. Es folgen Polen mit 24 Prozent, Nigeria (17 Prozent) und die Niederlande (16 Prozent). In der Türkei und in Südafrika erreicht die Gesundheitsversorgung lediglich drei Prozent – in diesen Ländern sind momentan andere Themen wichtiger.

Bildungspolitik findet sich mit 13 Prozent auf dem dritten Platz des Sorgenrankings. Als besonders große Herausforderung sehen das Thema die Menschen in Nigeria (35 Prozent) und Brasilien (32 Prozent). Doch auch 24 Prozent der Schweden wünschen sich eine Verbesserung im Bereich Erziehung und Bildung. In mehr als der Hälfte der untersuchten Länder nennen allerdings weniger als zehn Prozent der Bevölkerung dieses Thema. Am geringsten sind die Werte in Polen (3 Prozent), Italien und den Niederlanden (jeweils 4 Prozent).

Deutschland und Frankreich die europäischen „Sorgenmeister“

Die Anzahl der im Rahmen der Studie aufgeführten Probleme variiert in jedem Land. Die sorgenreichste Nation ist Nigeria: Die Befragten geben im Schnitt 3,6 Herausforderungen an. In Brasilien sind es 2,4. Eine Auffälligkeit dort: Drei Themen werden von jeweils mehr als 30 Prozent der Befragten genannt. In allen anderen Ländern fokussiert sich die größte Herausforderung meist auf ein Thema. Die europäischen „Sorgenmeister“ sind Deutschland und Frankreich mit 2,6 beziehungsweise 2,5 aus Sicht der Befragten dringend zu lösenden Aufgaben.

Zu den sorgenfreiesten Ländern zählen die Schweiz (1,7 Herausforderungen) und Südafrika (1,6) sowie die Türkei und die USA mit jeweils 1,5 Nennungen pro Person. Schweden – schon immer europäisches Schlusslicht bei der Anzahl der Antworten – hält diese Position auch im weltweiten Vergleich mit 1,2 Herausforderungen.

Ergebnisse für Deutschland

Seit mehr als 20 Jahren unangefochtener Spitzenreiter der deutschen Sorgenliste ist und bleibt die Arbeitslosigkeit: 33 Prozent nennen die Situation auf dem Arbeitsmarkt als wichtigste Herausforderung. Allerdings hat sich der Wert seit dem Krisenjahr 2009 halbiert – damals betrug er noch 66 Prozent. Auch die tatsächliche Arbeitslosenquote nach dem internationalen ILO-Standard war im Februar 2014 mit 5,1 Prozent so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Dabei ist die Besorgnis mit 40 Prozent in den Neuen Bundesländern weiterhin präsenter als im Westen mit 32 Prozent. Erklären lässt sich dies durch eine rund vier Prozentpunkte höhere Arbeitslosenquote im Osten.

Auf Platz zwei liegt mit 26 Prozent zum dritten Mal in Folge die Sorge um die Preis- und Kaufkraftentwicklung. Im Vergleich zu 2013 ist die Beunruhigung zwar um drei Prozentpunkte zurückgegangen, bleibt aber ein Dauerbrenner: Seit fünf Jahren stellt sie für mindestens rund ein Viertel der Deutschen ein dringend zu lösendes Problem dar, und dies trotz einer geringen Inflationsrate. Eine zentrale und zunehmende Forderung der Bürger ist dabei aber auch die Erhöhung der Löhne und eine gerechtere Einkommensverteilung.

Thema „Armut“ auf Rang vier hinter „Rente“

Deutlich an Brisanz gewonnen hat die Sorge um die Renten und die Altersversorgung. Mit einem Plus um zehn Prozentpunkte auf 24 Prozent hat sich das Thema in diesem Jahr vom fünften auf den dritten Rang geschoben. Die größere Besorgnis hängt vermutlich auch mit der aktuellen Diskussion um Veränderungen im Rentensystem zusammen. So werden seit längerem die sogenannte „Mütterrente“ und die abschlagsfreie Rente ab 63 Jahren nach 45 Beitragsjahren kontrovers diskutiert.

Diese Maßnahmen wirken möglicherweise einem anderen Problem entgegen, das inzwischen auf Platz vier rangiert: 14 Prozent der Deutschen machen sich Gedanken über Armut – mit kontinuierlich steigender Tendenz seit 2010. Gewachsen ist auch die reale Armutsgefährdungsquote, also der Anteil an Personen im erwerbsfähigen Alter, denen weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung stehen.

Zuwanderung eine größere Herausforderung als Bildung

Eine größere Herausforderung als noch im vergangenen Jahr sehen die Deutschen auch in der Zuwanderung beziehungsweise der Integration. Nach acht Prozent im Vorjahr nennen aktuell 13 Prozent dieses Thema als dringendes Problem – das damit den fünften Platz des Sorgenrankings erreicht. Nachdem seit 1. Januar 2014 alle Staaten der EU-Osterweiterung die volle Arbeitnehmer-freizügigkeit genießen, wurden in den Medien und der Politik Warnungen vor einer Armutszuwanderung laut.

Auf Position sechs liegt mit zwölf Prozent die Sorge um die Bildungspolitik. Hier ist im kurz- und mittelfristigen Vergleich eine Entspannung der Lage erkennbar. Dies liegt wohl hauptsächlich daran, dass sich die Leistungen deutscher Schüler in der PISA-Studie verbessert haben, wodurch Deutschland nun im OECD-Vergleich einen Platz im oberen Mittelfeld einnimmt. Auch hat sich die Diskussion um das achtjährige Gymnasium (G8) etwas abgeschwächt.

Die Kriminalität ist mit einem Anstieg um drei Prozentpunkte dagegen wieder stärker in das Bewusstsein der Deutschen gerückt. Elf Prozent fordern in diesem Jahr eine verstärkte Verbrechensbekämpfung, das bedeutet Rang 7. Zwar sind die Kriminalitätsstatistiken insgesamt rückläufig; stark zugenommen hat allerdings die Internetkriminalität und seit einigen Jahren auch die Anzahl an Wohnungseinbrüchen. Ein solches Eindringen in die Privatsphäre scheint ein elementares Gefühl von Unsicherheit zu erzeugen.

(GfK Verein/asc)