„Amazon wird eines Tages scheitern”: Wie Jeff Bezos die Motivation bei seinen Mitarbeitern hochhält

Auf einem Meeting mit Topmanagern trichterte Amazon-CEO Jeff Bezos seinen Führungskräften ein: auch der wertvollste Internetkonzern sei verwundbar. „Amazon ist nicht zu groß, um zu scheitern", warnte der CEO des Seattler E-Commerce-Riesen und machte sogar die Prognosen, dass der wertvollste Internetkonzern der Welt eines Tages im Ruin enden werde.
Amazon ist nun auch im Geschäft mit Werbung zu den Großen der Branche aufgestiegen.

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Jeff Bezos ist nicht nur als beinharter CEO bekannt, über den Ex-Mitarbeiter das ein oder andere unfreundliche Wort verlieren, sondern auch als Visionär, der es Jahr für Jahr vermag, die Motivation beim wertvollsten Internetkonzern der Welt – und seinen Aktionären – trotz aller Erfolge in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten hochzuhalten.

„Eine Sache, die ich an unseren Kunden liebe, ist ihre göttliche Unzufriedenheit. Ihre Erwartungen bleiben nicht statisch – sie steigen. So ist die menschliche Natur”, schrieb Bezos etwa dieses Jahr in seinem Aktionärsbrief. In anderen Worten: Der Amazon-CEO begreift die Kundenunzufriedenheit als Ansporn, sich täglich weiter zu verbessern.

 „Eines Tages geht Amazon pleite”

Dass es Amazon trotz des enormen wirtschaftlichen Erfolgs sich nicht leisten kann, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, machte Bezos in gewohnter Manier vergangene Woche in einem Meeting mit Topmanagern des Seattler E-Commerce-Riesen deutlich. „Amazon ist nicht zu groß, um zu scheitern”, erklärte der Amazon-CEO auf die Frage eines Mitarbeiters in Anspielung auf die jüngste Insolvenz der Handelskette Sears, wie der Finanzsender CNBC berichtet.

„Tatsächlich sage ich vorher, dass Amazon eines Tages scheitern wird”, erklärte der 54-Jährige zur Überraschung der Meeting-Teilnehmer. „Amazon wird pleite gehen. Die Lebenserwartung von größeren Unternehmen beträgt nicht 100 Jahre, sondern eher 30+ Jahre”, erklärte Bezos und spricht damit eine Erkenntnis der Wirtschaftsgeschichte an, auf die vor einem Jahr bereits Marketingprofessor Scott Galloway hingewiesen hatte.

 „Ein Kind, das heute geboren wird, wird alle Firmen (Apple, Google, Facebook und Amazon) überleben”, erklärte Galloway vor rund einem Jahr. „Werden sie mächtiger und mächtiger? Ja. Sehe ich sie trotzdem in unserer Lebenszeit sterben? Ja”, bescheinigt der New Yorker den wertvollsten Konzernen dieser Tage eine begrenzte Lebensdauer.

Für immer Tag eins

Aus diesem Grund versucht Bezos einen möglichen Verfallsprozess so lange wie möglich hinauszuzögern. „Wenn wir angefangen, uns auf uns statt auf unsere Kunden zu konzentrieren, dann ist das der Anfang vom Ende. Wir müssen versuchen, diesen Tag so lange wie möglich hinauszuzögern”, trichterte der Amazon-CEO seinem Top-Personal ein.

Sein Erfolgsmantra hatte Bezos vor eineinhalb Jahren im Aktionärsbrief einprägsam auf die Formel gebracht, dass bei Amazon für immer Tag eins herrsche. „Jeff, wie sieht Tag zwei bei dir aus? Diese Frage kam gerade bei einem Meeting auf. Dabei erinnere ich die Leute seit Jahrzehnten an Tag eins“, merkte Bezos an.

„Ich arbeite in einem Amazon-Gebäude namens Tag eins. Als wir umgezogen sind, habe ich den Namen beibehalten. Ich habe viel über das Thema nachgedacht. Tag zwei ist Stillstand. Gefolgt von Irrelevanz. Gefolgt von entsetzlichem, qualvollem Niedergang. Gefolgt von Tod. Und deswegen ist immer Tag eins“.