Airwatch und Mobile Iron beste MDM-Lösungen

Immer mehr Arbeitnehmer schätzen die Vorzüge von Smartphones oder Tablets auch im beruflichen Alltag. IT-Abteilungen stehen nun vor der Herausforderung, für die notwendige Sicherheit der Geräte und der über sie erreichbaren Daten zu sorgen. Die Managementberatung Mücke, Sturm & Company hat im Rahmen einer Benchmarking-Studie führende Mobile Device Management (MDM)-Lösungen unter die Lupe genommen.

„Erste Marktführerschaften zeichnen sich zwar ab aber es ist schwer, eine zielgerichtete Auswahl einer Software-Lösung zu treffen. Die Benchmarking-Studie dient als Orientierung zur Entwicklung einer eigenen Strategie“, sagt Frank Rother, Project Manager bei Mücke, Sturm & Company (MS&C).

Durchgeführt wurde die Studie im MDM-Lab des Beratungsunternehmens. Dort stehen Testinstallationen und -zugänge führender Anbieter zu Verfügung, die einen Vergleich der Lösungen und ihrer Features ermöglichen. MS&C hat zehn der kommerziell erfolgreichsten und nach Fachmeinung relevanten Produkte verglichen: Airwatch, Mobile Iron, Fiberlink, Mobile Active Defense, Sophos, Ibelem, Capricode, Zenprise, Good Technology, Fancyfon.

Zenprise, Fiberlink und Good Technology unter den Top-5

Aufgrund der Vielschichtigkeit des Mobile Device Managements wurden die Lösungen entlang des Lebenszyklus eines Software-Produkts und anhand eines mehr als 80 Punkte umfassenden Kriterienkatalogs untersucht und bewertet. Die Bewertung erfolgte vorrangig aus der Sicht des Anwenders (MDM-Administrator), doch floss in einzelne Kriterien auch die Sicht des Nutzers eines verwalteten Device (Smartphone oder Tablet) ein.

Im Gesamtergebnis boten Airwatch und Mobile Iron die überzeugendsten MDM-Lösungen. Aber auch Zenprise, Fiberlink und Good Technology erzielten hohe Bewertungen. Die Differenzierung in der Spitzengruppe der Top 5 kommt allerdings nur durch kleine Unterschiede zustande. Aussagefähiger sind die Bewertungsunterschiede innerhalb der Haupt- und Detailkategorien. Hier können die Lösungen differenziert und an den Zielen des eigenen Unternehmens orientiert beurteilt werden.

Ergebnisse ausgewählter Kategorien

Aus Sicht von MS&C ist der Sicherheitsaspekt bei der Nutzung mobiler Endgeräte der wesentliche Treiber für die Entwicklung von MDM-Lösungen. Daher sind die Unterschiede der Bewertungsergebnisse in den drei Kategorien Durchsetzung von Richtlinien, Sicherheit und Konformität und Inventory Management besonders relevant.

1. Durchsetzung von Richtlinien („Policies“)

In dieser Bewertungskategorie wurde untersucht, wie komfortabel sich Richtlinien („Policies“) durch das Aufspielen geeigneter Parameter auf den Endgeräten durchsetzen lassen. Hierbei sind vor allem Richtlinien zur Absicherung des Endgeräts und der darauf befindlichen Daten und Applikationen relevant, sowie Richtlinien zur Deckelung von Mobilfunkkosten, zur Trennung der betrieblichen und geschäftlichen Nutzung des Endgeräts, zur Nutzung von Applikationen und zur Regulierung des Zugriffs auf interne und externe Informations- und Datenquellen.

Die Lösung von Mobile Iron erfüllte die Kriterien dieser Kategorie im Vergleich am besten. Besonders gut ist die minimale Interaktion mit dem Benutzer nach Anbindung des Gerätes. Keines der getesteten Tools konnte jedoch Policies zur Deckelung von Mobilfunkkosten wirklich kontrollieren, reporten oder unterbinden. Zudem ließen sich bei nahezu allen Lösungen private und geschäftliche Inhalte nicht kennzeichnen beziehungsweise trennen.

2. Sicherheit und Konformität

Die Kategorie Sicherheit und Konformität umfasst Funktionen zur Absicherung der Sprach- und vor allem der Daten-Kommunikation. Zudem werden Funktionen zur Umsetzung sicherheitsrelevanter Konformitätsrichtlinien betrachtet. In dieser Kategorie machten Airwatch und Mobile Iron den besten Eindruck, dicht gefolgt von von Fiberlink, Zenprise und Good Technology. Der Aufbau einer sicheren Datenverbindung zum Unternehmensnetzwerk war bei allen Lösungen möglich. Entweder gaben sich die Endgeräte mit Hilfe eines Zertifikats zu erkennen oder sie nutzten eine sichere Verbindung über ein VPN. Optionen hierfür boten alle Hersteller an. Das Unterbinden von Tethering war lediglich bei den MDM-Lösungen Airwatch und Fiberlink – und hier nur für Android-Geräte – möglich.

3. Inventory Management

In dieser Kategorie wurden Funktionen zur Überwachung und Steuerung von Hard- und Softwarekomponenten mobiler Endgeräte bewertet. Hierzu zählen die Suche und Lokalisation von Mobilgeräten, die Konfiguration, die Überwachung oder gar Sperre von Hardware-Funktionen wie der Kamera oder Anschlüssen für Speichermedien. In dieser Kategorie lagen Airwatch und Mobile Iron gleich auf. Beim Test von Airwatch wurden lediglich leichte Hemmnisse in der Handhabung bei Zustellung und Eingabe von Serveradressen auf den Endgeräten wahrgenommen. Bei Mobile Iron kann der Nutzer selbst das Geräte-Tracking verbieten, was eine Ortung im Verlustfall nicht mehr ermöglicht. Zenprise ließ keinerlei Lock-down-Funktion von Hardware-Komponenten zu. Die Suche und Wiederherstellung von Geräten war bei Zenprise und Capricode nicht zu testen, was im Vergleich zunächst zur Abwertung führen musste.

Airwatch und Mobile Iron Erstplatzierte bei der Usability

Auch die umfangreichste Software mit einem breiten Spektrum an Funktionen und Möglichkeiten scheitert, wenn sie vom Anwender nur umständlich zu bedienen ist. Aufgeräumte, logisch angeordnete Bildschirmmasken, attraktiv gestaltete, intuitive Menüs und kontextsensitive Bedienelemente sind entscheidende Erfolgsfaktoren für die Akzeptanz des Nutzers. Hinsichtlich ihrer Usability schnitten insgesamt die Lösungen von Airwatch und Mobile Iron am besten ab. Bei separater Auswertung nach Usability konnte sich zum Beispiel auch die französische Lösung Ibelem in einer der Top-5-Listen der Studie platzieren.

Prognose der Marktentwicklungen

Mobile Device Management wird vor allem in Deutschland immer noch als Hype-Thema angesehen. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung mobiler Endgeräte im geschäftlichen Einsatz erwartet Mücke, Sturm & Company aber die Etablierung von MDM bis zum Jahr 2015. In den kommenden zwei bis drei Jahren würden sich folgende Herausforderungen und Marktentwicklungen ergeben:

1. Mittelfristiges Anbieterwachstum: In den nächsten zwölf bis 18 Monaten werden sich weitere Anbieter für MDM-Lösungen auf den Markt wagen, die ihre bestehenden Kundenbeziehungen dazu nutzen werden, neue Geschäftspotenziale zu erschließen.

2. Langfristige Konsolidierung: In den nächsten anderthalb bis zwei Jahren wird sich die Zahl der Anbieter konsolidieren. Langfristig werden sich drei bis vier MDM-Lösungen für den deutschen Massenmarkt herauskristallisieren.

3. Zunehmende Preisattraktivität: Gute Nachrichten für Kunden: Die Preise für die Beschaffung von MDM-Lösungen werden nicht nur sinken, sondern die Geschäftsmodelle der Anbieter werden sich auch ändern.

4. Explosion des Funktionsumfangs: Die Attraktivität der Lösungen für Nutzerunternehmen steigt mit dem Grad der Unterstützung des mobilen Arbeitsalltags. So werden MDM-Anbieter schrittweise Umfang und Qualität der Komponenten ihrer Lösungen erhöhen.

5. Regionalisierung des Marktes: Mobile Device Management ist ein Thema, das sich auf dem deutschen Markt etablieren wird. Durch die derzeitige Dominanz ausländischer – vor allem amerikanischer – Lösungen werden ausgewählte Anbieter deshalb frühzeitig versuchen, ihre Lösungen auf den deutschen Markt zuzuschneiden.